Ausgabe 3/97 | Seite 16 | |||||
"Bürger der Welt, vereinigt euch!"
Wie die Weltbürger die Welt retten wollenDie Erde ohne Kriege zwischen den Völkern, alle internationalen Probleme werden von einer demokratisch legitimierten Organisation behandelt und gelöst. Zur Umsetzung seiner Entscheidungen steht diesem Weltrat als Machtmittel eine Weltpolizei zur Verfügung, deren Einsatz nicht durch das Veto einzelner Staaten blockiert werden kann. So könnte die Welt in einigen Jahrzehnten aussehen, wenn sich die Ideen der Weltbürgervereinigung (WBV) durchsetzen und es zu der von ihr erhofften "weltumfassendenn Bürgerinitiative" kommt. Nun ist die im August '96 in Oldenburg gegründete WBV e.V. nicht der Zusammenschluß einiger hoffnungsloser IndividualistInnen, die die Welt von ihrem Stammtisch aus zu verbessern suchen. Sie ist vielmehr der erste Schritt einer deutschen Arbeitsgemeinschaft, die sich in ein mehr als 70 Länder umspannendes Netz ähnlich gesinnter Gruppierungen einreiht.
"Es geht schlicht darum: EINE Welt oder keine!"Besorgt über den Zustand dieser Welt, die "ohne Lokführer und ohne Bremsen ständig beschleunigend auf einen Felsen zurast", sind die MitgliederInnen der WBV der festen Überzeugung, "daß alles so nicht weiter gehen kann". Dahinter wird neben einer guten Portion Politikverdrossenheit an der Funktion der bisherigen multinationalen Organisationen auch Frust über das "nahezu ausschließlich am Profit orientierte Wirschaftssystem" deutlich. Die Lösung sieht die WBV in einer grundlegenden Reform der UNO: das Vetorecht im Weltsicherheitsrat soll abgeschafft werden und eine zweite Kammer, neben der bekannten Vollversammlung, eingerichtet werden. Dieses neue "Weltparlament, das die Völker dieses Planeten anstatt ausschließlich Regierungen vertreten wird", würde ein von allen Menschen legitimiertes Gremium sein -- eine echte "Volkskammer" also. "Die bislang souveränen Nationalstaaten müssen gezwungen werden, einige wenige ihrer Kompetenzen an einen demokratischen Weltstaat abzutreten." Die vorrangigen Arbeitsgebiete dieser zu bildeten Weltregierung sieht die WBV in der Beendigung der "galoppierenden Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlage", der Beseitigung der "schier unbegrenzten Vernichtungspotentiale" sowie Bannung der zahlreichen, lebensbedrohenden Risiken unserer hochtechnisierten Welt (wie z.B. die Kernenergie, von der Gen-Technik ist keine Rede).
Ein Weltstaat für Frieden und NaturschutzIhr Ziel will die WBV "durch unbeugsamen, unüberwindlichen aber gewaltfreien Druck der Weltöffentlichkeit" erreichen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, daß dies alles "ohne Beeinträchtigung und bei voller Wahrung der kulturellen Errungenschaften, Sitten, Bräuche, Sprachen und Glaubensrichtungen der Weltvölker" vonstatten geht. Ein frommer Wunsch, der gegebenenfalls der raschen Umsetzung einer Problemlösung geopfert wird, ja geopfert werden müßte? Wie können allgemeine Wahlen zu einem Weltparlament überhaupt organisiert werden? Wer kontrolliert eine solche Institution? Wie könnte ein entsprechendes Verfassungsgericht aussehen? Und wie überhaupt eine Verfassung?? Vielleicht sind solche Fragen schon zu detailliert, um in einer so frühen Phase beantwortet werden zu können. Alle Zitate sind Veröffentlichungen der WBV entnommen. CH
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