Oldenburger STACHEL      
   

KurzBerichtet


75% mehr Überstunden

Je mehr Arbeitslose, desto mehr Überstunden: Wie wahr diese Faustregel ist, ergab eine vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Auftrag gegebene bundesweite Arbeitszeitstudie. Danach entsprechen die insgesamt in Deutschland geleisteten Überstunden der Arbeitszeit von 1,7 Millionen Vollzeitstellen . 45 % der Lohnabhängigen machen regelmäßig Überstunden. Das sind zehn Prozent mehr als 1989 und sechs Prozent mehr als vor zwei Jahren. Angst vor Entlassung und Arbeitslosigkeit, das immer weiter sinkende Einkommen der Arbeitslosen oder sogar der drohende Absturz in die Sozialhilfe lassen ArbeiterInnen und Angestellte den Forderungen ihrer Bosse nach Überstunden wenig Widerstand entgegensetzen ("Draußen warten Hunderte auf deine Stelle!"). Andererseits wissen sie nicht, ob sie das Mehreinkommen nicht später in der Zeit der Arbeitslosigkeit bitter nötig haben werden. Doch auch der Verdienst der Lohnabhängigen sinkt unter dem Druck des Arbeitsmarktes seit Jahren kontinuierlich: Zulagen werden von den Firmen abgebaut, ohne daß sich die Beschäftigten dagegen wehren können. Tariflöhne werden unter der Inflationsrate "erhöht". Da ist jede Extra- Mark willkommen.

Nur tarifliche oder gesetzliche Regelungen werden die Überstunden vermindern. Die Firmen wollen es nicht, einzelne Beschäftigte können es nicht.


Sozialgericht: 580-DM-Jobs ungültig

Das Sozialgericht Hannover hat in einem Urteil zu den "580-Mark-Jobs" europäisches Recht gegen deutsches gesetzt: Der Richter gab einer Spätaussiedlerin Recht, die als Putzhilfe gearbeitet hatte und Arbeitslosenun terstützung beantragte, als sie ihren Job verlor. Sie hatte weniger als 18 Stunden in der Woche gearbeitet und rund 530 DM im Monat verdient. Das Arbeitsamt hatte ihren Antrag abgelehnt, weil nach deutschem Recht solche "Nebentätigkeiten" nicht versicherungspflicht ig sind: Keine Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträge eingezahlt, also auch kein Arbeitslosengeld! Dagegen hatte die Frau geklagt.

Der Richter berief sich in seiner Urteilsbegründung auf die "Europäische Gleichbehandlungsrichtlinie Soziale Sicherheit": Sie verbietet die unmittelbare oder "mittelbare" Diskriminierung von Frauen. Nach der amtlichen Statistik aber seien 70 % aller Beschäftigten in den "Nebenjobs" Frauen. "Die meisten von ihnen müssen ihren Haushalt erledigen, können nur nebenher noch ein paar Mark hinzuverdienen und werden dann auch noch bestraft, indem man sie schlechter stellt als besser Verdienende, die voll abgesichert sind." Nach EU-Recht sei das eindeutige Diskriminierung. Darüber könne sich nationales Recht nicht hinwegsetzen. Mehr als zwei Millionen Frauen arbeiten in Deutschland in solchen Jobs. "Die wissen alle nur nicht, daß sie dennoch Rechtsanspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben", sagte der Richter. Das Arbeitsamt will Berufung einlegen. (Az.: S31Ar855/94)


VBN-Beitritt verschoben

Der Landkreis Ammerland hat die Entscheidung über seinen Beitritt zum Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen (VBN) wegen eines 10- Millionen-Haushaltsdefizits auf März 96 verschoben. Daraufhin wollte Oldenburgs Oberstadtdirektor Wandscher den Beitrittsantrag für diese Stadt von der Tagesordnung des Rates absetzen. Doch Oberbürgermeister Holzapfel und der Rat waren anderer Ansicht: Sie beschlossen den Beitritt Oldenburgs - aber nicht für sofort! Vorläufig soll auf das Ammerland gewartet werden. Ist Westerstede nicht bis zum 1. Juli beigetreten, wird sich Oldenburg alleine dem VBN anschließen. Da fragt sich mensch: Wieso denn nicht - wie vorgesehen - am 1. Januar, wenn der Beitritt auf jeden Fall erfolgt? Der VBN hat - im Vertrauen auf die Absichtserklär ungen von Kreis und Stadt - bereits Investitionen in Bahnhöfe, Automaten etc. getätigt, die sich nun (vorläufig?) nicht auszahlen.

800.000 DM kosten Oldenburg der VBN pro Jahr, 700.000 DM das Ammerland. Doch das Geld könnte nicht sinnvoller angelegt werden: Bahn und Bus werden billiger, Autoverkehr wird reduziert, die Umwelt unserer Kinder wird es danken. Die Monatskarte auf der Strecke Oldenburg-Bremen z. B. wird nach dem Beitritt von 236 auf 219 DM verbilligt werden, dieselbe Karte gilt dann auch noch für die V.W.G. und die Bremer Straßenbahnen. Falls Ammerland mitmacht, kosten die Monatskarten Bad Zwischenahn- Oldenburg und Westerstede- Oldenburg nur noch 134 DM statt 173 DM, und die V.W.G. gibt es kostenlos obendrein! Rastede wäre von Oldenburg für 80 DM statt für 104 DM im Monat zu erreichen, und auch die Schüler müßten weniger für ihre Monatskarten blechen... 9 500 Berufstätige pendeln täglich aus dem Ammerland nach Oldenburg. Sie für Bus und Bahn zu gewinnen, ist doch wirklich ein lohnendes Ziel!


Der Kurzfilm boomt...

Vom 19. bis 23. Juni '96 präsentiert das 12. Internationale Hamburger Kurzfilmfestival Trickreiches, Tragisches, Komisches und Experimentelles aus allen Kontinenten. Für das vergangene Festival wurden 2025 Filme aus insgesamt 59 Ländern eingereicht.

Eingereichte Filme und Videos sollten möglichst nicht länger als 20 Minuten sein. Für "Flotte Dreier" zum Thema "Mutter" gilt die Maximallänge von 3 Minuten. Einsendeschluß ist der 1. März 1996. Filme sollen nur in Verbindung mit dem Einreichformular enigesendet werden.

Auf dem Festival konkurrieren Filme u.a. um den Hamburger Kurzfilmpreis, den Premiere-Preis, den No Butged Preise und um den Publikumspreis für den besten Flotten Dreier.

Einreichformulare und Teilnahmebedingungen können bei der KurzFilmAgentur Hamburg e.V., Glashüttenstraße 27, 20357 Hamburg, Tel.: 040/4304499


Kriegsdienstverweigerung

Nie war sie so wertvoll wie heute. Kein deutsches und kein anderes Militär nach Bosnien! Treffpunkt der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner Innen (DFG-VK): 1. u. 3. Donnertag bei der AWO um 18 Uhr, Bahnhofstraße 23/Ecke Gottorpstr. Achtung: Am dritten Donnerstag im Dezember fällt das Treffen aus. Das Treffen am ersten Donnerstag im Januar 1996 wird auf den zweiten Donnerstag verlegt (11.1.1996). Wenn's drängt: OL 384755 (Q)


Amalgam

Das Treffen der Selbsthilfegruppe am letzten Donnerstag fällt aus. Das nächste Treffen findet am letzten Donnerstag im Januar, am 25.1.96, um 18 Uhr in der Bekos, Lindenstraße 12, statt.


Schule aus, was nun?

Das Freie Soziale Jahr (FSJ) ist ein Orientierungs- und Bildungsjahr, an dem junge Leute im Alter von 17-27 Jahren teilnehmen können. Stellen stehen in den verschiedensten sozialpädagogischen und pflegerischen Bereichen in einigen Bundesländern zur Verfügung. Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) führen das FSJ durch und begleiten die TeilnehmerInnen unter anderem mit fünf einwöchigen praxisbegleitenden Seminaren. Es hat sich bei vielen jungen Leuten gezeigt, daß gerade dieses Jahr sehr wichtig und prägend für ihren weiteren Berufsweg ist.

Nähere Informationen sind erhältlich bei IJGD, Katharinenstr. 13, 31135 Hildesheim, Tel.: 05152/15123


Entwicklungshelfer gesucht

Die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.V. (AGEH) bietet Fachkräften die Möglichkeit, in einem Projekt an der Entwicklung in Ländern des Südens und im Osten mitzuarbeiten. Beruflich qualifizierte Leute werden ständig in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Ländliche Entwicklung, Verwaltung, Koordination und Handwerk gesucht. Vor der Abreise ist eine fundierte Vorbereitung geplant, in der nicht nur Sprachkenntnisse erworben werden, sondern in der sich auch mit allgemeinen Fragen der Entwicklungszusammenarbeit auseinandergesetzt wird. Weitere Fragen können direkt mit AGEH, Postfach 210128, 50527 Köln, Tel.: 0221/88960 geklärt werden.


Autofreies Wohngebiet

Für ein "Autofreies Wohngebiet in Oldenburg" setzt sich eine gleichnamige Arbeitsgruppe des Vereins zur Förderung ökologisch orientierter Verkehrskonzepte e.V. ein. In Zusammenarbeit mit der STadt und Wohnungsbaugesellschaften hat die Arbeitsgruppe eine Vorauswahl möglicher Standorte getroffen. Mit einem Ergebnis dieser Suche kann in Kürze gerechnet werden.

In Anlehnung an das Bremer Projekt "Hollerland" soll eine bisher in Oldenburg ungewohnte Lebensqualität entstehen: keine Lärmbelästigung, keine Gefährdung der eigenen und anderer Kinder in einer sogenannten "Spielstraße", Spielplätze statt Garagenhöfe, keine unachtsam zugeparkten Geh- und Radwege. Obwohl die Verkehrsflächen im autofreien Wohngebiet auf ein Minimum reduziert werden, wird die Erreichbarkeit in Ausnahmesituationen (Krankenwagen etc.) erhalten bleiben.

Da das Gebiet relativ innenstadtnah gelegen sein wird, sind die notwendigen Besorgungen leicht per Fahrrad zu erledigen. eine bushaltestelle wird sich ebenfalls in der Nähe befinden. Es sollen sowohl Eigentums- als auch Mietwohnungen angeboten werden.

Wer sich für dieses Projekt interessiert, wendet sich bitte an Jan Handwerker, Tel.: 664423 oder Hartmut Lauterbach, Tel.: 508745. Die AG trifft sich regelmäßig jeden zweiten Dienstag im Monat in den Räumen des Umwelthauses, am Kulturzentrum PFL, Peterstraße 3.


CampleiterInnen gesucht

Der Service Civil International (SCI) sucht für 60 Internationale Workcamps noch 120 LeiterInnen. Gesucht werden interessierte junge Leute, die in einem interkulturellen Lernprozeß neue Erfahrungen machen wollen. In einem einwöchigen Frühjahrsseminar werden sie auf ihre freiwillige Leitungstätigkeit vorbereitet. Die LeiterInnen werden an der inhaltlichen Vorbereitung und Gestaltung der Camps beteiligt.

Der SCI vermittelt jährlich Jugendliche und Erwachsene aus der Bundesrepublik in über 500 internationale Workcamps auf der ganzen Welt. Nähere Informationen und Anmeldeunterlagen gibt es bei Service Civil Internatinal, Blücherstr. 14, 53115 Bonn, Tel.: 0228/212086/-7, Fax: 0228/264234


50 Mal IDV

Die 50. Ausgabe des Informations-Dienst Verkehr (IDV) erscheint im Dezember. Im 16 Jahrgang informiert diese einmalige Zeitung kompetent über alles was mit Verkehr zu tun hat. Ein Probeheft kostet 10,- einschließlich Porto, in Briefmarken beim Herausgeber: UMKEHR e.V., Exerzierstr. 20, 13 357 Berlin, Tel.: 030/4927473, Fax: 030/4927972.


Geschichte des Kondoms

Vom 1. bis zum 15. Dezember findet im Oldenburger Naturkundemuseum die Ausstellung "Ein Bollwerk wider die Lust, aber ein Spinnweb wider die Gefahr" statt. In dieser Ausstellung werden Bilder, Bücher und Texte zur Infektions- und Empfängnisverhütung von der Antike bis zur Neuzeit gezeigt. Ausgestellt werden "Gebrauchsgegenstände" aus verschiedenen Sammlungen und aus der Bevölkerung.

Bis zurück in die Antike war Sexualität mit Hindernissen und Risiken verbunden. Ziegenblasen soll Könik Minos als Kondome benutzt haben. Die 40 Kondome der spanischen Tänzerin Lola Montez besaßen den Wert eines Hauses. Vor dem 1. Weltkrieg mußte ein einfacher Arbeiter mehr als eine Stunde arbeiten, um sich ein Kondom zu verdienen, dessen Verkauf zudem nicht öffentlich sein durfte. Die Verhütung von AIDS hat unserer Generatoin vor keine neue Aufgabe gestellt, denn nie war es so einfach sich zu schützen.


"I was travelling with my dreams"

hat sich unser Setzer herausgeredet, als er darauf aufmerksam gemacht wurde, daß im Artikel "I'm travelling with you - Bobo in White Wooden Houses" zwei Absätze nicht zum Layout gab und sie mithin nicht gedruckt wurden.

Sowas ist äußerst peinlich, zumal es wirklich zwei wichtige Absätze waren. Also, alten Stachel hergeholt, umgedreht (letzte Seite) und folgendes nachtragen (Strafe für den Verursacher: 4000x strafsetzen):

"Mit einer eindrucksvollen und eher lustigen Interepretation von "Troublesome Desire" aus ihrem ersten Album beendet Bobo das Konzert nach knapp 90 Minuten. Sie singt, begleitet von drei Trommeln und zwei Rasseln, die von den restlichen Bandmitgliedern gespielt werden.

Mit ihrem neuen Album und diesem Konzert hat Bobo ganz neue Akzente gesetzt - sowohl mit den neuen als auch mit den alten Stücken. Viele Fans der ersten beiden Alben wurden allerdings sichtlich enttäuscht. Wem jedoch ihre neuen Stücke gefallen oder wer sich auf ihre Experimente einläßt, der hat ein eindrucksvolles, aber kurzes Konzert erlebt.

Wischi"

Wir bitten unsere LeserInnen und Wischi um Entschuldigung. d. Red.


Junges Theater Bremen weggekürzt

"Endspiel" ist die letzte Eigenproduktion des Jungen Theaters Bremen, das Mitte des Monats in der Premiere zu sehen ist. Ende des Jahres schließt es die Pforten, nachdem die Stadt Bremen Fördergelder gekürzt hat. Auch das Kinder- und Jugendtheater Moks ist von den Einsparplänen des Finanzsenators bedroht (wir berichteten).


5 Milliarden werden begraben

Der Stattugarter Hauptbahnhof soll unter die Erde verlegt und zu einem Durchgangsbahnhof werden. Das mit fünf Milliarden DM angesetzte Bauprojekt mit dem Namen "Stuttgart 21" soll bis zum Jahr 2008 fertig werden. Finanziert werden soll es mit einer Milliarde vom Bund und eine Milliarde zahlen Land, Region und Stadt gemeinsam. Neben der Restfinanzierung durch die Bahn sollen zwei Milliarden aus dem Verkauf der freiwerdenden Fläche kommen. Sie umfaßt rund 100ha oder 40% der jetzigen Innenstadt und soll für 11000 EinwohnerInnen und 24000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Obwohl schon jetzt große Büroflächen in der Innenstadt frei sind, zeigen sich die Planer zuversichtlich, Käufer für die 17000DM/qm teure Fläche zu finden. Bundesverkehrsminister Wissmann und Bahnpräsident Heinz Dürr behaupten, mit ihrer Idee Stuttgart besser an das Bahnnetz anbinden zu können. Vier ICE- und ECE-Linien sollen durch die Schwabenmetropole führen. Allerdings würden nach den bisherigen Planungen Gleise wegfallen, so daß es zu einer Zugverdichtung oder gar Überlastung kommt, die auf Kosten des Regionalverkehrs geht, befürchten Kritiker.


Parkhaus vom Tisch?

Der Oldenburger Stadtrat hat den Bebauungsplan für ein Parkhaus in der Burgstraße ad acta gelegt. Die SPD sprach sich großzügig dafür aus, den Fußgängerbereich zu erweitern (dieses sollte den aufmerksamen Beobachter höchst mißtrauisch stimmen, d.S.). Gefordert wurde eine "Neuordnung" dieses Viertels. Was konkret auf die dortigen AnwohnerInnen zukommt, muß abgewartet werden. In der Diskussion sind immernoch Tiefgaragen und ein Parkhaus neben dem Theater vor dem AGO.


Einwände _jetzt_ wichtig!

Die bisher eingegangenen Einwände zum Flächennutzungsplan 1995+1 sind nur ein Vorspiel gewesen, der lediglich der Orientierung dient. Erst die Einwände zum Entwurf haben eine rechtliche Bedeutung. Der Entwurf des Flächennutzungsplans wird am Do., 14.12., 17 Uhr in Zimmer 24 des Alten Rathauses im Bau- und Planungsausschuß behandelt, sowie voraussichtlich am Mo., 18.12., im Rat abgesegnet, so daß für Januar oder Februar mit der Bürgerbeteiligung zu rechnen ist.


Radioprogramm in Blindenschrift

Das Deutschlandradio hat jetzt Programmschema in Blindenschrift für seine beiden Hörfunkprogramme (DLF, D-Radio Berlin) herausgegeben. Die 25seitige Broschüre kann kostenlos bezogen werden bei F.H. Papenmeyer, Reha-Technik, Talweg 2, D-58239 Schwerte, Tel.: 02304/9460 Fax: 02304/946246


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.