Hausgemeinschaft von "Alt und Jung"Seit dem 20. Oktober 95 leben 21 Menschen (Seniorinnen, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche) unter einem Dach, aber in separaten Wohnungen in Eversten im Rügener Ring zusammen. Der jüngste Bewohner ist dreizehn Monate, die älteste Bewohnerin 92 Jahre alt. Die BewohnerInnen möchten sich gegenseitig nach Absprache und auf freiwilliger Basis unterstützen (z.B. beim Einkauf, bei der Kinderbetreuung etc.) und einen Teil ihres Alltags gemeinsam gestalten. Darüber hinaus soll den älteren Bewohnerinnen bei zunehmender Hilfsbedürftigkeit durch den Einsatz von ambulanten Hilfsdiensten ein Verbleib in den eigenen vier Wänden gewährleistet werden. Für gemeinsame Aktivitäten steht den BewohnerInnen eine Gemeinschaftswohnung zur Verfügung.
Die Idee
Die Idee, eine Hausgemeinschaft von "Alt und Jung" zu gründen, entstand in einem Gesprächskreis zum Thema "Alternatives Wohnen im Alter", initiiert vom Senioren-Service des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Oldenburg-Stadt e.V. Nach einem Besuch der Hausgemeinschaft von "Alt und Jung" der Grauen Panther 1991 im Hamburger Stadtteil St. Pauli verwarfen die teilnehmenden Seniorinnen dieses Gesprächskreises ihre ursprüngliche Idee, eine Seniorenwohngemeins chaft zu gründen, und favorisierten die eben besichtigte Wohnform, da ihnen ein Zusammenleben mit jüngeren Menschen attraktiver erschien, als lediglich mit Menschen der gleichen Altersgruppe zusammenzuwohnen.
Alt und Jung freiwillig unter einem Dach - ein Widerspruch?
Dazu Ilse Heinken, Bewohnerin im Rügener Ring:"Die 'normale' Lebensform in unserer Gesellschaft ist das Leben in einer sogenannten Kleinfamilie, von der die meisten Menschen sich die gewünschte Geborgenheit erhoffen. Es gibt aber viele ältere und in zunehmendem Maße auch jüngere Menschen, die aus den verschiedensten Gründen keine solche Kleinfamilie mehr haben und das Gefühl der Isolierung, der Vereinsamung vermehrt empfinden." In der Tat ist die Lebenssituation der heutigen älteren Generation und der von Alleinerziehenden vergleichbar. 90 % der älteren Menschen - überwiegend Frauen - leben in Einpersonenhaushalten. Nachbarschaftliche oder verwandschaftliche Kontakte bzw. Unterstützung sind häufig nur unzureichend, um auch noch im hohen Alter bzw. bei zunehmendem Unterstützungsbedarf selbständig wohnen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Alleinerziehende stehen mit der Erziehung ihres Kindes/ihrer Kinder ebenso alleine da. Auch ihnen fehlt es in dieser Hinsicht an Unterstützung und Entlastung. Auch sie brauchen, ebenso wie die Älteren, einfach mal jemanden, der ihnen zuhört, Menschen, mit denen sie sich austauschen können.
AWO-Projektbegleitung
Vor dem Einzug der BewohnerInnen im Rügener Ring wurde die Gruppe bereits vom Senioren- Service der AWO pädagogisch begleitet. Außer den regelmäßigen monatlichen Treffen im Rahmen des Gesprächskreises wurden gemeinsame Wochenendfahrten nach Schillig, weitere Projektbesichtigungen und Feste organisiert. Auch nach dem Einzug der BewohnerInnen liegt die pädagogische Begleitung dieses Projektes weiter in den Händen der AWO. Für weitere Informationen oder Nachfragen steht der Senioren-Service der AWO, KV Oldenburg-Stadt e.V., unter der Telefonummer 92583-21 oder 92583-0 zu Verfügung.
Heidi
Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen. Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.
|
||||||