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Kunstausstellungen und andere BegegnungenZur Zeit wird im Oldenburger Augusteum eine Ausstellung des Malers Georg Müller vom Siel (1965 - 1939?) gezeigt. Die Gemälde zeigen die Einheit von Mensch, Natur und Landschaft. Bekanntlich verbrachte der Maler seine letzten Lebensjahre (30?) in der Pflege- und Heilanstalt Wehnen (heute Landeskrankenhaus). Stimmen aber die Angaben zum Leben Müller von Siels bezüglich des LKH Wehnens? Auf der Schautafel im Museum wird ein Redakteur als Vormund angegeben. Im Katalog gibt der Historiker Ingo Harms den Bruder als Vormund an. Auch am korrekten Sterbedatum habe ich Zweifel. Auf einem Gemälde von Müller von Siel (Bildrahmen) wird der Tod auf 1936 datiert. Auch stammt das letzte signierte Bild von 1936. Die letzte ärztliche Untersuchung stammt von 1932 (laut von Ingo Harms eingesehender Krankenakte!). Sicherlich war den Ärzten die künstlerische Vergangenheit Müller von Siels bekannt, aber welcher Arzt interessiert sich schon für moderne Kunst? So scheint es mir durchaus möglich, daß zwischen dem Langzeitpatienten Georg Müller von Siel und seiner Krankenakte keinerlei Zuordnung stattfand. Die Ärzte untersuchten ihn ja 1932 zum letzten Mal. Vielleicht wollten die Mitpatienten von den erhöhten Essensrationen Müller von Siels profitieren? Sein Tod fiel wahrscheinlich erst auf, als irgendjemand nach ihm fragte, der ihn kannte. So liegt heute im Grab von Georg Müller von Siels in Dötlingen wahrscheinlich ein namenloser Irrer! Man sollte, um Klarheit zu schaffen, das Grab öffnen und auch genetische Analysen vornehmen! Danach wechselte ich ins Schloß (auch Teil des Landesmuseums). Hier gerate ich in eine beliebig zusammengestellte Geschichtsausstellung ( ein Moterroller, danach je ein Plakat von Konrad Adenauer und Kurt Schumacher: Sie zeigen die Ähnlichkeit beider Volksparteien gestern wie heute, dann SS-Uniformen, je 1 Foto: Juden unerwünscht am Wilhelmshavener Südstrand und arische Badeidylle im Oldenburger Huntebad, eine Schautafel über fallende Butterpreise von 1924 - 1932, schmucke Soldatenuniformen, usw.). Wer aufmerksam jede Schrifttafel liest, wird inhaltliche Unstimmigkeiten erkennen. Am Ausgang sollte man die gesamte Ausstellung noch einmal Revue passieren lassen. Von der Oldenburger Nordwest-Zeitung wird sie übrigens totgeschwiegen. In der obersten Etage des Schlosses (Kulturspeicher) findet zur Zeit eine Verkaufsausstellung der Meisterschülerin von Bernhard Heisig, dessen Arbeiten auf Papier schon 1990 im Spengel-Museum von Hannover keiner sehen wollte (Er stellte unter anderem Kreuzigungen von Frauen aus! Als wenn Jesus eine Frau wäre!), Annette Schröter statt. Sie zeigt unter anderem Motive von Rosengärten mit Rollstuhlfahrern. Allerdings sind ihre Motive nicht so monumental wie das Foto von Kriegsversehrten in der Geschichtsausstellung im ersten Stock. Im 2. Stock stoße ich auf eine Führung durch Goethes Schreibtisch im Freien, Tischbein. Andächtig lauschen die Anwesenden dem Vortragenden, wobei ihre Blicke mir galten, dem Vorübergehenden. In der Nord-West-Zeitung nimmt unterdessen die Reihe Begegnungen breiten Raum ein. Schriftsteller, die in überregionalen Zeitungen häufig genannt werden, halten hier Lesungen ab. Zuletzt referierte Bodo Kirchhof über sexuelle Abgründe im Wasser (Er meint den Garda-See, nicht die Nordsee!). Außerdem referierten noch Erich Loest aus Leipzig ("Ich bin ein Anhänger von Rot-Grün") und Günter Kunert. Die Promotionkampagnen scheinen von den Marketing-Abteilungen der Verlage gesteuert zu sein (Suhrkamp, etc.). Kulturelle Ereignisse aus Oldenburg werden dagegen meist auf der 2. und 3. Lokalseite abgehandelt. Die Schauspieler des Oldenburger Staatstheaters scheinen dagegen nicht erwähnenswert. Sie müssen total häßlich sein! Im Leipziger Stadttheater gibt es hingegen eine Sexbombe aus Schwaben im Ensemble, über die sogar der Mitteldeutsche Rundfunk (Arttour) berichtete. Rollstuhlfahrern sei noch die Verkaufsausstellung von Annette Schröter im 3. Stock des denkmalgeschützten Schlosses empfohlen. Beim Transport über die flache Treppe wird das Aufsichtspersonal sicherlich behilflich sein. Beim Total Music Meeting 1998 in Berlin wurde der bekannte, jetzt bis zum Hals gelähmte Komponist Manfred Schulze von den Veranstaltern (Free Music Production) in den 2. Stock des Kulturclubs Podewil getragen, damit er die von ihm komponierte Musik des Manfred Schulze-Bläserquintett noch einmal hören konnte. Hartmut Eilers, Oldenburg
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