Diskriminierung durch die NWZ
Am 22. August 1998 erschien in der
Oldenburger Nordwest Zeitung ein
LeserInnenbrief, der sich in primitiver, aber
auch sehr übler Form gegen Flüchtlinge bei
uns richtete. In deutlicher Form wurde
mitgeteilt, daß angeblich "Hunderttausende"
der Flüchtlinge mit Drogen handeln und an
"unsere Kinder" verkaufen würden. Mehrere
Personen aus Oldenburg reichten daraufhin
eine Beschwerde beim deutschen Presserat ein
und verwiesen darauf, daß auch "die
Tageszeitungen in dieser Gesellschaft doch
eine gewisse Verantwortung haben" und
entsprechend ihre Seiten nicht "als Forum für
menschenverachtende und volksverhetzende
Parolen anderer zur Verfügung" stellen
dürfen. Der Presserat nahm die Beschwerde an
und forderte die Chefredaktion der NWZ zu
einer Stellungnahme auf. Am 24.11.1998
entschied der Beschwerdeausschuß des
Presserates schließlich, daß die Beschwerde
begründet ist und die NWZ mit der
Veröffentlichung des Leserbriefes gegen
Ziffer 12 und 2 des Pressekodex verstoßen
hat. In Ziffer 12 heißt es "Niemand darf
wegen seines Geschlechts oder seiner
Zugehörigkeit zu einer rassischen,
ethnischen, religiösen, sozialen oder
nationalen Gruppe diskriminiert werden." In
Ziffer 2 ist festgehalten, daß zur
Veröffentlichung bestimmte Nachrichten in
Wort und Bild mit der nach den Umständen
gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt
zu prüfen sind. Sorgfaltspflicht entspricht,
bei der Veröffentlichung von LeserInnenbriefe
n die publizistischen Grundsätze zu
beachten.
Die Chefredaktion der NWZ räumte ein, daß der
LeserInnenbrief durch die Formulierung
"Hunderttausende" eine Pauschalisierung aller
Flüchtlinge enthält. Der deutsche Presserat
schreibt dazu: "Der Ausschuß gelangte daher
zu der Meinung, daß durch diese
Pauschalisierung eine Diskriminierung von
Ausländern vorliegt."
Aufgrund des Verstoßes gegen das
Diskriminierungsverbot wurde der Redakktion
der Nordwest Zeitung schließlich gemäß @ 10
Beschwerdeordnung ein Hinweis erteilt.
Arbeitskreis Asyl Oldenburg
Regionalkonferenz Asyl e.V. tagte in Leer
Etwa 30 Vertreter/innen von Asylkreisen und -initiativen aus der
Region Ostfriesland, Ammerland, Oldenburg und Friesland, sowie weitere
an der Flüchtlingsarbeit interessierte Personen trafen sich am
Samstag, den 9.1.1999 auf Einladung des kurdischen Vereins Hevalti
e.V. in Leer, um Fragen und Probleme zum Thema Asyl zu diskutieren.
Neben vielen konkreten "kleinen" Problemen und Fragen wurde vor allem
die Lage der Flüchtlinge aus Kosovo-Albanien besprochen. Die
Abschiebung von Kosovo-Albanern ist seit September 1998 ausgesetzt.
Grund dafür ist allerdings nicht die Kriegssituation im Kosovo,
sondern das "Flugembargo", das seitens der Europäischen Union
gegenüber Jugoslawien verhängt wurde. Obwohl mit der Aufhebung dieses
Embarguos in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist, herrrscht unter den
Flüchtlingen zum Teil eine große Angst, die durch das Verhalten der
Ausländerbehörden hervorgerufen wird. Vertreter/innen von
Asylinitiativen aus den Landkreisen Ammerland und Leer berichteten,
daß die dortigen Ausländerbehörden Flüchtlinge aus dem Kosovo immer
wieder vorladen würden und ihnen die Abschiebung in das Kriegsgebieten
androhten. Die Regionalkonferenz beschloß daraufhin, sich mit den
Ausländerbehörden in Verbindung zu setzen, um diesen Zustand
abzustellen.
Neben der Situation im Kosovo spiegelt sich auch der Krieg in
Türkisch-Kurdistan in unserer Region wieder. In fünf Kirchengemeinden
(in Norden, Aurich, Emden, Warsingsfehn und Papenburg) befinden sich
kurdische Familien im Kirchenasyl. Während die Behörden den Familien
das Asyl verweigerten, halten es die Kirchengemeinden für
unverantwortlich, diese menschen in das Kriegsgebiete
zurückzuschicken. Die Vertreter/innen der Kirchanaslylgruppen
vereinbarten, in nächster Zeit ein Extratreffen aubzuhalten, um sich
über Vorgehensweise und Erfahrungen auszutauschen.
Die Regionalkonferenz diskutierte abschließend zwei Schreiben an die
Innenministerkonferenz und die Landesregierung, in denen die Politiker
aufgefordert werden, sich für humanitäre Lösungen für die
Kirchenasylfälle einzusetzen und eine großzügige Altfallregelung für
Flüchtlinge, die sich seit mehreren Jahren in der Bundesrepublik
aufhalten, zu schaffen.
Das nächste Treffen der Regionalkonferenz Asyl e.V. wird am
20. Februar 1999 in Warsingsfehn stattfinden.
Kontakt: Johanna Adickes (04921/29489) und Aiso Heinze (0441/776904).
100 Tage "welthaus oldenburg"
Nach den ersten hundert Tagen ziehen die InitiatorInnen des Projektes "welthaus oldenburg" ein vorsichtig optimistisches Resümee: "Das welthaus läuft an!"
Die beiden ökonomischen Pfeiler des entwicklungspolitischen Projektes am Friedensplatz - der "weltladen" und das "café & bar" - finden trotz der üblichen Anlaufschwierigkeiten eine zufriedenstellende Resonanz in der Bevölkerung. "Natürlich gibt es immer etwas zu verbessern", sagt Geschäftsführer Uwe Erbel. Und ergänzt: "Das werden wir auch tun!"
Über 1.000 Oldenbürgerinnen und Oldenbürger nutzten bisher das Angebot, im "weltladen" fair gehandelte Produkte von über 70 Projekten aus 25 Ländern kaufen zu können.
Und auch das "café & bar" mit seinen zumeist biologisch angebauten oder fair gehandelten Getränken und Speisen lockte, besonders abends, viele Besucherinnen und Besucher an.
Mit bereits drei gezeigten Ausstellungen und ebenso vielen Lesungen setzt das "welthaus oldenburg" seinen Anspruch, ein Ort kultureller Ereignisse zu sein, in die Tat um. Zufrieden ist Marco Klemmt, Öffentlichkeits- und Pressereferent des "welthaus", auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit oldenburger Schulen: "Wir haben konkret mit der IGS Marschweg ein Projekt zum Thema "Schokolade" durchgeführt, was allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat". Auch andere Schulen, die sich über die Thematik "Fairer Handel" an Ort und Stelle informieren möchten, suchten bisher Kontakt zum "welthaus". Weitere bildungspolitische Veranstaltungen sollen 1999 noch hinzu kommen.
Für die nahe Zukunft plant das "welthaus oldenburg" darüberhinaus, sich zu vergrößern: der "weltladen" zieht ins Erdgeschoß neben das "café & bar", was sicherlich die Attraktivität des "welthaus" noch steigern wird. Zudem werden dann auch verschiedene entwicklungspolitischen Initiativen endlich ihr Domizil im "welthaus" beziehen und ihre Arbeit aufnehmen können.
Geld sparen beim Telefonieren -
aber nicht die Atommafia wählen
Günstigere Telefontarife wählt mensch beim
"Call-by-Call-Verfahren", wenn also die zusätzliche Vorwahl eines
Netzanbieters verschieden von der Telekom mitgewählt wird. Bei
der "Nah"-Zone lohnt sich derzeit dieses Verfahren nicht. In
Oldenburg betrifft das die Vorwahlen 0440-2 bis -8 sowie 0448-1
bis -7. Außerhalb dieses Gebietes sind derzeit am günstigsten
Viatel (01079), TelDaFax (01030) und Arcor (01070).
Folgende Telefonfirmen sind nicht empfehlenswert, da sich
dahinter die Atommafia verbirgt: VIAG Interkom (VIAG (Bayernwerke
AG)), o.tel.o (RWE AG + VEBA), tesion (Energie
Baden-Württemberg), EWE Tel (PreussenElektra), VEW Telnet (VEW).
Diese Liste ist unvollständig und darf gerne ergänzt werden durch
Mitteilung an den STACHEL.
Bagdad-Bomben: AStA protestiert
Der AStA der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und ein
großer Teil der Studierndenschaft protestiert gegen die massive
Gewaltanwendung. Laut der öffentlich rechtlichen
Berichterstattung des ZDF am 18.12.98 haben die USA Bagdad in
einem Maße bombardiert, wie dies im gesamten Golfkrieg des Jahres
1991 nicht geschehen ist:
"Sie (die USA) feuern aus sicherer Distanz. Eine Cruise Missile
nach der anderen. So schwer haben die Amerikaner den Irak selbst
im Golfkrieg 1991 nicht beschossen. Über 250 Marschflugkörper in
den ersten beiden Angriffswellen. Zahlreiche Raketen schlugen in
Bagdad ein, mehr noch als in der ersten Nacht."
Nach der Auffassung des AStA stehen die Bombardierung Bagdads und
die damit verbundene Zahl unschuldiger Opfer stehen in keinem
angemessenen Verhältnis zur bloßen Behinderung von
UNO-Mitarbeitern im Irak.
Zudem fand der Angriff ohne vorherige Absprache mit der UNO und
dem UN-Sicherheitsrat statt. Während der UN-Sicherheitsrat tagte
und nach friedlichen Lösungsmöglichkeiten suchte, wurde der Irak
bombardiert. Dies ist ein offener Bruch des Völkerrechts, welches
zu verteidigen die USA und Großbritannien vorgeben.
"Wenn man der Washington Post glauben darf, wurde der Bericht,
den Richard Butler von UNSCOM geschrieben hat, massiv von
Clintons Beratern beeinflußt," so kommentierte Stephan Brües,
Mitarbeiter der Bundes-Infostelle der Deutschen
Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V.
(DFG-VK).
Die angebliche Verbindung vom derzeitig laufenden Impeachment
gegen Bill Clinton - wie es von einem großen Teil der Medien
dargestellt wird - mit den Bombardierungen im Irak bezweifeln wir
stark und sehen darin nur einen Versuch, von den eigentlichen
Hintergünden abzulenken. Dieser Kampfeinsatz stellt für uns ein
weiteres kalkuliertes Vorgehen von NATO-Mitgliedsstaaten dar, um
eine unipolare Weltaufteilung der reichen Industrieblöcke unter
der Führung der USA zu konstituieren. Zu dieser Politik gehört
das völkerrechtswidrige, militärische Vorgehen gegen alle
diejenigen Völker und Nationen, die sich dieser neuen Ordnung
nicht fügen wollen. Die Regierungen der NATO-Mitgliedstaaten sind
gerade dabei, die entsprechenden Passagen des NATO-Vertrages
(Artikel 7) zu verändern, denen zufolge solche Kampfeinsätze
ausschließlich durch ein Mandat der Vereinten Nationen befohlen
werden dürfen. Zukünftig will die NATO allein entscheiden können
und nach dem "Faust(un)rechtsprinzip" die Interessen ihrer
Mitglieder durchsetzen.
Der Segen von Gerhard Schröder und Joschka Fischer zeigt, daß sie
den Umbau der NATO von einem Verteidigungsbündnis zu einem
globalen Interventionsbündnis mittragen. Durch den
Bundestagsbeschluß vom 12.10.98 zum Kampfeinsatz der Bundeswehr
im Kosovo hat auch die neue Bundesregierung bereits Dreck am
Stecken. Dabei handelt es sich um die Planung eines
verfassungswidrigen Angriffskrieges. Dieser steht den
Bestimmungen des Artikel 26 Absatz 1 des Grundgesetzes entgegen.
Dies stellt einen offenen Völkerrechtsbruch dar, da die Vereinten
Nationen kein Mandat zu militärischem Vorgehen beschlossen
haben.
Der AStA der Carl von Ossietzky Universität kritisiert diese
Entwicklung aufs Schärfste. Wir fordern folgende Alternativen zur
bisherigen an Militarisierung und Unterdrückung orientierten
Politik der reichen Industrienationen, die die NATO immer weiter
zu einem Unterdrückungsinstrument ausbauen:
- die Besetzung der UNSCOM mit MitarbeiterInnen neutraler
Staaten
- die Versorgung der IrakerInnen mit Lebensmitteln und die
Aufhebung der Sanktionen gegenüber dem Irak
- den Einstieg in die weltweite Abrüstung und den Stopp von
Rüstungsexporten, bei denen gerade USA, Rußland,
Großbritannien und auch die BRD große Gewinne abschöpfen
und damit weitere Kriege erst ermöglichen
- das Verbot und den schrittweisen Abbau aller atomaren,
biologischen und chemischen Waffen und das beispielhafte
Vorangehen der Atommächte in dieser Frage
- der "Sicherheitsrat" darf nicht weiter ein Instrument der
G7-Staaten sein
- da die Verteidigungs- und Außenminister der NATO es als legitim
ansehen, mit Atomwaffen gegenüber Staaten der sog.
"Dritten Welt" zu drohen, müssen sie vor ein
internationales Tribunal gestellt werden. Denn der
Internationale Gerichtshof für Menschenrechte in Den Hag
hat im Sommer 1998 geurteilt, daß eine solche Drohung
einen Bruch der Menschenrechte und einen Verstoß gegen
das Internationale Völkerrecht darstellt.