Schwierige Erinnerungen
Ein Symposium unter dem Titel "Über den
Umgang mit schwierigen Erinnerungen" findet
am 26. Juni ab 14 Uhr an der Universität
Oldenburg statt. Zum Thema: Die in den Medien
kontrovers geführte Debatte um das zentrale
"Denkmal für die ermordeten Juden Europas" in
Berlin hat erneut die Frage aktualisiert, wie
wir mit den Hinterlassenschaften und Spuren
der Vernichtung von Menschen und Kultur im
Nationalsozialismus umgehen. Kaum eine Stadt
in der nicht irgendwelche Überreste zu finden
sind und den, der erinnern will, an die in
die Geschichte unauslöschlich eingeschriebenen
Verbrechen gemahnen. Häufig jedoch sind die
Spuren überdeckt - von Neubauten der
Nachkriegszeit und von anderen Erinnerungen.
Wo früher eine Synagoge stand, erinnert
häufig nur noch ein karger Gedenkstein an die
Geschicht einer ehemals lebendigen jüdischen
Gemeinde. Wo früher KZ-Häftlinge und
Zwangsarbeiter in großer Zahl zusammengetrieb
en wurden, erinnern bisweilen nur noch Zeugen
aus Beton, Bunker, in denen Deutsche vor den
Bombenangriffen der Alliierten Schutz suchen
konnten und mit denen sie Erinnerungen
eigener bedrohung verbinden.
Im Symposium soll versucht werden, eine
Verbindung herzustellen zwischen stadt- und
architekturgeschichtlichen Perspektiven und
künstlerischen Projekten im öffentlichen
Raum, die sich der Geschichte des Holocaust
widmen. Zwei Künstlerinnen, ein
Kunsthistoriker und eine Ausstellungsmacherin
stellen ihre Arbeit an der Erinnerung zur
Diskussion. Anmeldungen an Prof. Dr. S. Wenk,
FB2, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Projekt Patchwork
Im Sommer `97 machten sich Menschen aus verschiedenen Gruppen sozialer
Bewegung an die Arbeit, ein neues Projekt zu gründen: Patchwork. Ziel
der Arbeit ist "Social Empowerment", also Menschen darin zu bestärken,
die eigene Macht zu erkennen und für die eigenen Interessen in Politik
und Alltag aktiv zu werden. Seeit Anfang 1998 hat Patchwork seine Arbeit
aufgenommen und u.a. Seminare durchgeführt. Aus Anlaß der ersten
Mitgliederversammlung des Trägervereins von Patchwork, des Vereins zur
Förderung demokratischer Selbstorganisation e.V., die am 13. Juli um
16 Uhr in den Räumen von Patchwork in der Kaiserstraße 24 in Oldenburg
stattfinden wird, wird Patchwork seine Arbeit im Rahmen einer
Abendveranstaltung im PFL vorstellen. Der Titel der Veranstaltung,
Machtlosigkeit überwinden - die Verhältnisse zum Tanzen bringen!
spiegelt die wesentlichen Aspekte des "Social Empowerment" wieder.
In der Veranstaltung, die um 20 Uhr beginnen wird, wird das Konzept des
"Social Empowerment" und seine Bedeutung für die Arbeit sozialer Bewegungen
vorgestellt werden.
Photoaktion Lesben
Der "Arbeitskreis Verständnis zwischen den Menschen" wurde gegründet, um mit
Hilfe von Postkarten und Plakaten eine Öffentlichkeit anzusprechen, die
auch heute noch lesbische Frauen diskriminiert. Ein Faktor der
Diskriminierung ist das Verschweigen der lesbischen Existenz durch die
Gesellschaft und die Lesben selbst. Durch die Photoaktion Lesben soll der
Versuch unternommen werden, die Menschen zu mehr Aufgeschlossenheit und
Toleranz gegenüber Homosexuellen im allgemeinen und lesbischen Frauen im
besonderen zu bewegen. Durch die Aktion soll gezeigt werden, daß Lesben
nicht zwangsläufig den herkömmlichen Klischees entsprechen, und daß sie
Frauen sind, die ihr Leben positiv gestalten und bewältigen können. Ein
weiteres wichtiges Ziel ist es, lesbische Frauen zu ermutigen aus ihrer
Zurückgezogenheit herauszutreten, offen zu leben und für ihre Belange
einzutreten. Im ersten Anlauf entstand initiiert durch den Verein NA UND
e.V. eine Postkartenserie mit acht verschiedenen Motiven. Anfang des Jahres
übernahm der Arbeitskreis dann die Gestaltung und Verteilung der
Plakate. Adresse: Arbeitskreis zwischen den Menschen, c/o M. Faber/
M. Außerbauer, Vordermöhlen 15, 26129 Oldenburg
Jeder Mensch hat Macht!
ist ein Begriff, der im Bereich psycho
sozialer Arbeit in anglo-amerikanischen
Ländern geprägt wurde und die grundsätzliche
Haltung ausdrückt "Macht bei anderen zu
wecken"im Gegensatz zu klassischen "Hilfe-
Konzepten". Genauso aber gehört es zum
alltäglichen Sprachgebrauch und bedeutet
stärker oder handlungsfähig
werden.
Für Individuen heiß Empowerment sich der
eigenen Handlungsmöglichkeiten bewußt zu
werden und Situationen selbst zu gestalten.
In Gruppen und Organisationen finden
Empowermentprozesse statt, wenn Kompetenzen
der einzelnen wahrgenommen werden, ohne
Hierarchien gearbeitet wird und die einzelnen
soziale sowie organisatorische Fähigkeiten
entwickeln können. Gesellschaftlicher
Fortschritt entsteht nach dem Konzept des
Empowerment durch Veränderung von unten.
Ein wichtiger Ort, an dem Empowermentprozesse
ablaufen sind soziale Bewegungen.
Wer/welche mehr über diese
Strategie zur Überwindung von Machtlosigkeit
wissen will, dem/der sei die Veranstaltung zu
Empowerment von Patchwork am Montag, dem 13.
Juli, um 20
Uhr im Kulturzentrum PFL, in der Peterstraße
empfohlen.
Anders, nicht artig
Die Geschichte des Cristopher-Street-Day
(CSD) begann 1969 in der gleichnamigen Straße
in New York, in einer Zeit, in der äußerst
brutale Polizeirazzien in schwulen Kneipen an
der Tagesordnung waren. Eine Razzia im
"Stonewall Inn" brachte das Faß zum
überlaufen: Schwule und Lesben setzten sich
zum ersten Mal zur Wehr und fingen an, für
ihre rechte zu Kämpfen.
In bundesdeutschen Großstädten seit Ende der
70er Jahre zur Tradition lesbischwuler Kultur
gehörend, zog die "Szene" in Oldenburg zum
ersten Mal 1995 mit einer bunten Parade durch
die Innenstadt - nicht nur, um zu feiern,
sondern auch, um gerade hier, in der
nordwest-deutschen Provinz, Präsenz zu
zeigen, sich gegen Diskriminierung und für
gleiche Rechte einzusetzen.
"Liebe ist ... anders, nicht artig!" - so
lautet das diesjährige Motto. Am Fr., 26.6.,
nach der Nacht der kleinen Künste, gibt's die
Pre-CSD-Party in der Kulturetage, und am 27.
geht um 13Uhr vom Bahnhofsplatz die Parade
mit Motorradkorso los. Infos über viele
weitere Veranstaltungen können z.B. beim Na Und
e.V., Ziegelofstr.83, Tel. 777523, erfragt
werden.
Antibiotika-Resistenz?
Greenpeace warnt vor franz. Gen-Mais
Der in Frankreich für den Anbau vorgesehene
genmanipulierte Mais gefährdet nach Ansicht
von Greenpeace auch hiesige VerbraucherInnen.
Eine Studie des Freiburger Öko-Instituts habe
ergeben, daß die in die Pflanzen eingebaute
Unempfindlichkeit gegen Antibiotika auf den M
enschen übertragen werden könne, teilte
Greenpeace-Hamburg mit. Da der derart
veränderte Mais vermutlich nicht
gekennzeichnet werde, könnte er auch in
Deutschland verkauft werden. Die Pharmafirma
Novartis setze durch ihren in diesen Wochen
zur Aussaat vorgeseehenen Gen-Mais einen
gefährlichen Resistenz-Wettlauf in Gang. Die
massenhafte Verbreitung von Resistenz-Genen
mache wichtige Medikamente unwirksam.
Endspurt
In den letzten Sitzungswochen soll der
Bundestag, wenn es nach den Wünschen von
Innenminister Kanther geht, noch schnell
Gesetze und Gesetzesverschärfungen
beschließen, die eigentlich noch breit in der
Öffentlichkeit diskutiert werden müßten. An
erster Stelle steht ein "Gesetz zur
Verbesserung der Grenzsicherheit". Weil in
der EU Grenzen gefallen sind, sollen nun an
allen deutschen Bahnhöfen neue Grenzen
errichtet werden. Der Bundesgrenzschutz soll
künftig jeden Menschen auf allen Bahnhöfen
und in allen Zügen unabhängig von irgendeinem
Verdacht anhalten, kontrollieren und
durchsuchen dürfen. Desweiteren soll ein
Gesetz zur Datenübermittlung zwischen Polizei
und Sozialbehörden verabschiedet werden, um
so den "Mißbrauch von Sozialleistungen"
besser aufspüren zu können. Desweilen tüftelt
das Schröder-Land Niedersachsen an einem nur
leicht geänderten Gesetzesentwurf für den
Bundesrat, der wieder die Streichung von
allen sozialen Leistungen für abgelehnte
AsylbewerberInnen und geduldete
AusländerInnen vorsieht. Der letzte ähnliche
Bundesratsbeschluß war im Bundestag von
einzelnen Sozialdemokraten, von den Grünen
und der FDP abgelehnt worden. Schöne
Wahlaussichten...!
Rat unterstützt Initiative "Gentechnikfrei"
Der Oldenburger Rat folgte mit Mehrheit einem
Beschluß des Umweltausschusses und sprach
sich für die Unterstützung der Initiative
"Gentechnikfrei aus Niedersachsen" aus, die
ein Volksbegehren für die Kennzeichnung von
gentechnikfreien Produkten anstrebt. Der
Umweltausschuß war allerdings nicht dem
Vorschlag der Verwaltung gefolgt, die
Initiative auch mit einem finanziellen
Zuschuß in Höhe von 500 DM zu unterstützen.
Wegen der fehlenden Kontrollmöglichkeiten sei
das vobn der Initiative vorgeschlagene
Gütesiegel für gentechnikfreie Produkte
"nicht das Gelbe vom Ei", so Ratsfrau Heike
Bockmann (SPD). Die Verbraucher hätten aber
ein Recht auf Kennzeichnung.
Für die Grünen sagte Hilmar Westholm, der
Druck von unten über ein Volksbegehren sei
notwendig. Auch die Kennzeichnung
niedersächsischer Produkte ohne Gentechnik
sei positiv. So könnten Lebensmittel aus der
Region und kurze Transportwege beim Kauf
bevorzugt werden.