Ausgabe 5/98 | Seite 6 | |||||
ExodusEs ist bewundernswert, wie es der NWZ immer wieder gelingt, ihrer Leserschaft ein überschaubares Bild unserer komplexen Welt zu vermitteln, indem sie unwichtige Details unter den Tisch fallen läßt (aus Platzgründen - wir verstehen das) und die Dinge, die für das rechte! Verständnis wichtig sind, besonders herausstreicht. Anhand des folgenden Leserbriefes, der in gekürzter Form in der NWZ erschien, möchten wir das noch einmal verdeutlichen: Wir drucken hier den ungekürzten Inhalt dieses Leserbriefes ab. Die Passagen, die nicht in der NWZ standen, sind im Druck besonders hervorgehoben. Sehr geehrte Damen und Herren, zu der aufkommenden Dolchstoßlegende um die Vertreibung des Schweinezuchtverbandes Weser-Ems aus Oldenburg hier einige Gedanken: Daß Politiker aus CDU und SPD in den Medien gerne das Bild einer durchtriebenen Umweltdezernentin zeichnen , die eine Umsiedlung des Schweinezuchtverbandes an die Holler Landstraße von Anfang an hintertrieben und den Verband damit aus Oldenburg vertrieben habe, mag menschlich verständlich sein. Es wurden Erwartungen geweckt, was die Realisierbarkeit des Vorhabens an der Holler Landstraße angeht, die durch die Standortentscheidung des Verbandes nun bitter enttäuscht wurden. Und einer muß zum Schluß immer den Schwarzen Peter behalten: In diesem Fall die Verwaltung und der OB Dr. Poeschel, der als Verwaltungschef die Verantwortung trägt. Die Schelte der Politiker ist verständlich, aber ist sie auch berechtigt? Die internen Macht- und Rangkämpfe der Verwaltung haben in der Politik für erhebliche Verstimmung gesorgt und sind mittlerweile auch für unbeteiligte Dritte wie den Schweinezuchtverband zu einem "Streß"-Faktor geworden. Dies verdient Kritik. Aber hüten sollte man sich vor übereilten Schuldzuweisungen. Wenn es in Oldenburg um Flächenvergabe geht, sind immer auch finanzielle Interessen im Spiel. Im vorliegenden Fall gehört die Fläche der Stadt. Durch die im Herbst 1997 erfolgte Einbeziehung in das Landschaftsschutzgebiet sind Bauvorhaben dort künftig praktisch ausgeschlossen. Dies ist die politische Beschlußlage. Nur der Schweinezuchtverband durfte aber wollte nicht. Diese Entscheidung des Schweinezuchtverbandes ist verständlich. Warum sollte er sich einen derart problembehafteten Standort ans Bein binden? Sicher nicht, um damit einigen Leuten einen Gefallen zu tun. Der Schweinezuchtverband braucht einen Standort, der über eine gute Verkehrsanbindung verfügt und wo es auch mal stinken darf. Denn daß eine Tierhaltung der geplanten Größenordnung auch Auswirkungen auf die Umgebung hat, dürfte klar sein. Und daß es in Neuenwege - schon jetzt durch die Nähe des Kompostwerkes ein Stadtteil mit einer besonderen Duftnote - in Zukunft auch noch ein bißchen nach Schweinestall stinken darf, dürfte bei den Anwohnern keine Begeisterungsstürme auslösen. Insofern ist es zu begrüßen, daß die Wahl des Verbandes jetzt auf einen Standort im Ammerland gefallen ist. Dies als ein Unglück für die Stadt Oldenburg darzustellen, ist eine etwas einseitige und im Hinblick auf die engen Verflechtungen der Stadt Oldenburg mit ihrem Umland auch unzeitgemäße Sicht der Dinge. Auf längere Sicht werden sich die Vorteile eines räumlich nicht beengten Standortes im ländlichen Stadtumland für den Schweinezuchtverband auszahlen, und die Politiker werden nicht an der Tatsache vorbeikommen, daß es innerhalb der engen Stadtgrenzen nicht für jede Art von Vorhaben den optimalen Standort geben kann. Aus meiner Sicht sollte das Vorhaben übers Knie gebrochen werden. Die Leidtragenden wären die Anwohner gewesen, deren Wohnqualität gelitten hätte, aber auch die künftigen Besucher des Oldenburger Stadtwaldes. Die können allerdings einfach wegbleiben. Vor diesem Hintergrund ist es unerträglich und Volksverdummung, wenn der Oldenburger CDU dazu nichts anderes einfällt als das in Wahlkampfzeiten wohlfeile Arbeitsplatzargument. 26. April 1998 Thomas Günther 2
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