Ausgabe 12/97 | Seite 3 | |||||
Schlecht beRATen
Daxner bastelt an UnistrukturenEine der zentralen Forderungen der Studierenden speziell in Oldenburg richtet sich gegen die geplante Einführung von Leistungskriterien, Hochschulrat und Leitungsrat. Sie stellen eine Oldenburger Besonderheit dar, weil Uni-Präsident Michael Daxner sie noch vor dem Ende seiner Amtszeit umsetzen und damit eine Modelluniversität schaffen möchte. Bislang diskutiert und entscheidet der Senat als höchstes Gremium über alle Angelegenheiten, die die gesamte Hochschule betreffen, oder Grundsatzfragen, die über einen Fachbereich hinausgehen. Besonders sind zu nennen: Entwicklungsplanung der Uni, Verteilung der Haushaltsmittel, Stellungnahme zu Berufungsvorschlägen, Koordination von Maßnahmen, die mehr als einen Fachbereich betreffen. Der Senat beschließt auch über die Errichtung, Änderung, Zusammenlegung und Aufhebung von Fachbereichen und anderen Uni-Einrichtungen. Das zweite wichtige Gremium ist das Konzil. Es wählt z.B. den Präsidenten, beschließt die Grundordnung, nimmt Stellung zu hochschulpolitischen Grundsatzfragen (und der Hochschulreform), nimmt die Rechenschaft der Uni-Leitung entgegen und kann Empfehlungen zu allen Aufgaben der Uni abgeben. Beide Gremien werden jährlich gewählt. Zwar ist die Anzahl der studentischen Sitze in diesen Gremien recht gering, doch besteht für Studis zumindest die Möglichkeit, ihre Interessen einzubringen.
Geheimrunde LeitungsratNach den Plänen von Daxner soll von Februar 1998 an der Leitungsrat die Entscheidungen des Senates vorbereiten. Das bedeutet, daß der Präsident über wichtige Angelegenheiten mit sieben weiteren Beratern nicht-öffentlich diskutiert und Entscheidungsvorlagen für den Senat erarbeitet, denen die Senatsmitglieder dann nur noch zustimmen brauchen. Meinungsbildende Diskussionen würden im Senat nicht mehr geführt - er wäre damit fast überflüssig. Die Studierenden würden also ihre jetzt schon geringen Einflußmöglichkeiten vollends verlieren.
Uni mit AufsichtsratDas andere neue Gremium soll der Hochschulrat sein. Er setzt sich aus Vertretern des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft, der Politik und Verwaltung zusammen. Sie werden auf die Dauer von fünf Jahren vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur berufen, sofern die bereits vorhandenen Mitglieder des Hochschulrates zustimmen. Der Hochschulrat soll ähnlich funktionieren wie ein Aufsichtsrat von Aktiengesellschaften. Er soll Entscheidungsbefugnisse erhalten, die zur Zeit beim Ministerium angesiedelt sind, z.B. Berufung von Professoren, Bilden, Ändern und Zusammenlegen von Fachbereichen. Mit anderen Worten: Die Wirtschaft kann mitbestimmen, welche Fachbereiche der Wissenschaft förderlich sind, nicht jedoch diejenigen die Wissenschaft studieren oder betreiben.
Mehr Leistungsdruck belastetIn der Kritik der Studierenden stehen auch die Leistungskriterien, die einen meßbaren Verteilungsschlüssel für Mittelvergabe unter den Fachbereichen darstellen. In der Diskussion sind zwei Vorschläge: 1. Die Uni-Verwaltung schlägt vor, zunächst 10%, bis zum Jahr 2000 50% der Mittel nach den Kriterien zu verteilen: Auslastung des Fachbereichs, Zahl der AbsolventInnen pro Professur, Zahl der Habilitationen/Promotionen der Professur und Umfang der Drittmittel pro Professur. 2. Die Dekane wollen eine finanzielle Grundausstattung für die Fachbereiche und des ICBMs. Mittel, die darüber hinausgehen, sollen über 14 Indikatoren ermittelt werden. Unter anderem sind dieses Zahl der Studierenden im 2. bis 4. Semester, Nachfrage nach Studienplätzen, Studiendauer, gewichteter Schwund, Anzahl der Pressemitteilungen im Pressespiegel der Universität, Anzahl der Promotionsstipentiate... Von studentischer Seite wird befürchtet, daß die Einführung dieser Leistungskriterien eine Verschärfung der Prüfungsordnungen und Maßnahmen wie Zwangsexmatrikulation zur Folge hat, weil die Fachbereiche aus finanzieller Not versuchen werden, die Studiendauer möglichst kurz zu halten. Besonders benachteiligt ist dabei, wer Kinder erzieht, sich selbst finanzieren muß, sich politisch oder gesellschaftlich engagiert, ein Doppelstudium führt, an studentischen Arbeitskreisen mitwirkt oder einfach nur kein Schmalspurstudium durchführen möchte. Die Verteilung von Mitteln sollte sich an der Qualität der Lehre orientieren und nicht an fragwürdigen Statistiken. muh
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