Oldenburger STACHEL Ausgabe 11/97      Seite 15
 
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Amsterdam ist überall

Vielleicht ist der Absturz der Boeing 747 im Amsterdamer Vorort Belmermere noch im Gedächtnis: Kurz nach dem Start war die mit bis heute unbekannter Fracht beladene Maschine vor 5 Jahren am 4.10.1992 in zwei Hochhäuser geknallt. Durch die voll betankte Maschine brannte binnen kurzem alles - ein grauenvolles Bild des Schreckens mit einer bis heute unbekannten Zahl von Opfern.

Die meisten Spuren sind mittlerweile beseitigt. Allerdings ist bis heute die automatische Flugdatenaufzeichnung - die sogenannte Black Box - verschwunden. Bislang wurde dieses Gerät noch bei jedem Flugunfall gefunden - selbst bei größten Wassertiefen! Mehr und mehr Menschen, besonders Feuerwehrleute und Kinder - auch aus Familien, die erst nach dem Unfall in die Nähe des Unfallortes zogen - leiden unter rätselhaften Erkrankungen. Es gibt Fehlgeburten, Nierenschäden, Mißbildungen, Hautausschläge, Müdigkeit, Konzentrationsschwächen ...

Manche führen dies auf die unbekannte Fracht zurück. Kurz nach dem Brand sollen unbekannte Männer in weißen Anzügen aufgetaucht sein - möglicherweise ein Hinweis auf die gefährliche Ladung? Einen anderen Hinweis lieferten die MitarbeiterInnen vom Amsterdamer Dokumentationszentrum für Kernenergie. Ihnen ist aufgefallen, daß die genannten Krankheitszeichen Ähnlichkeiten mit denen der Golfkriegsveteranen aufweisen. Im Golfkrieg wurde vom amerikanischen Militär uranhaltige panzerbrechende Munition eingesetzt. Außerdem brüstete sich das amerikanische Militär kurz nach Beginn der Kampfhandlungen im Januar 1991 damit, das irakische Atomkraftwerk "dem Erdboden gleich gemacht zu haben" (Zitat General Schwarzkopf). (Daß hiermit ausdrücklich gegen das Völkerrecht verstoßen wurde, fiel ihnen erst später auf.) Zusammen mit "Antigiftgasexperimenten" an den Soldaten führte das zu erheblichen Erkrankungen der Menschen.

Boeing 747 & McDonnel Douglas DC 10: Fliegendes Gefahrgut

Bei diesen Maschinen handelt es sich zu einem erheblichen Teil um fliegenden Strahlenmüll. Ca. eine halbe Tonne "inaktives" Uran wurde jeweils in fast 600 Maschinen der Firma Boeing verbaut. (Die Anzahl der strahlenden DC 10 ist unbekannt.) Diese unglaubliche Tatsache geht darauf zurück, daß Uran bei relativ geringen Abmessungen viel Gewicht hat. Als Abfall aus der Atomproduktion war es vermutlich das billigste Material, um quasi als Ballast Schwingungen im Leitwerk der Riesenflugzeuge zu dämpfen. Zur Strahlungsminderung wird das Uran mit Cadmium bzw. Aluminium ummantelt. Heutzutage wird anstelle von Uran das Schwermetall Wolfram verwendet. Von den 400 - 600 kg Uran wurden in Belmermere lediglich 160 kg wiedergefunden. Obwohl es sich um Atomabfall handelt, werden diese Maschinen nicht wie Atomtransporte behandelt. Das niedersächsische Umweltministerium sieht sich nicht zuständig. Intern war zu hören, daß dieses Material auch bei Schiffen im Kiel verwendet wird.

Kinder trifft es am härtesten

Nach der Auffassung von Frederik de Wolff, Humantoxikologe an der Uni Amsterdam, sind Krebs und allgemeine Schäden an der menschlichen Erbsubstanz DNA wahrscheinlich. Die ganze Umgebung ist vom Uranstaub - durch den Brand auch Uranoyyd - verseucht. Kinder spielen im Sand, stecken die Finger in den Mund und handeln sich wahrscheinlich schlimme Vergiftungen ein. Sie haben einen höheren Stoffwechsel und nehmen deshalb mehr Schadstoffe auf. Außerdem reagiert ihr Körper auf diese empfindlicher.

BRD: Es kann jeden Tag geschehen

In der Bundesrepublik sind fünf solcher Maschinen stationiert. Die Lufthansa denkt nicht daran, diese auszutauschen. Außerdem starten und landen regelmäßig Exemplare der restlichen Boeing 747 und DC 10 in der Bundesrepublik. Auf diesen Sachverhalt angesprochen, trifft mensch auf eine Mauer des Schweigens. Doch wer schweigt, stimmt zu, daß auf diesem Weg die Welt systematisch mit radioaktivem Material vergiftet wird. Dieser Skandal muß lückenlos aufgeklärt werden! Die betreffenden fliegenden Kisten müssen sofort stillgelegt werden. Außerdem muß aufgedeckt werden, in welchen bereits abgestürzten Maschinen Uran enthalten war und welche Auswirkungen dies hatte. Da diese Angelegenheit keinen Unfall darstellt, so etwas nicht mal eben aus Versehen geschieht, sondern knallhartes Kalkül auf Kosten von Mensch und Mitwelt betrieben wurde (und wird!), sind die Verantwortlichen ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen. Wie dem Text im Anhang zu entnehmen ist, besteht jedenfalls Klarheit über ein gewisses Gefahrenpotential.

Gerold Korbus

Auszüge aus "Lufthansa Telefax" vom 7.11.97:

"Es ist richtig, daß Flugzeughersteller in früheren Jahren abgereichertes Uran 238 ... verwendet haben. Bei Lufthansa ist dies der Fall bei fünf älteren Maschinen des Typs Boeing 747-200." "Uran 238 und seine Korrosionsprodukte stellen nur beim Einatmen und Verschlucken eine potentielle Gesundheitsgefahr dar. Um dies auszuschließen, legen verbindliche Arbeitsanweisungen fest, daß die daß Uran umgebende Schutzschicht nicht die geringste Beschädigung - etwa Kratzer - aufweisen darf. Die Einhaltung dieser Anweisungen wird ständig überprüft. Für einen möglichen Austausch gegen das Ersatzmaterial Wolfram war bei Lufthansa kein Anlaß gegeben, da wir bereits sehr frühzeitig wirkungsvolle Korrosionsschutzmaßnahmen eingeleitet haben."

Die Anfrage des STACHELs bei Lufthansa, Luftfahrtwerften und Flugplatzleitungen sowie dem Luftfahrtbundesamt lautete: "Welche Gefahr besteht für die Menschen bei einem eventuellen Absturz solcher Uran-Maschinen? Gibt es Katastrophenpläne? Wie sehen diese aus?"


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