Statt-Zeitungssterben
Kurze Zeit nach der Gründung des Oldenburger
STACHELs wurde 1983 in Detmold "Die Wage"
gegründet. Der Name geht zurück auf die einzige
radikaldemokratische Zeitung, die es in Lippe
jemals gegeben hat: Vom Revolutionsmonat März 1848
bis zum September 1852 erschien die erste "Wage",
bis sie durch die "Hochfürstliche Regierung"
verboten wurde.
1996 wurde die Produktion der "neuen" Wage
eingestellt. Um die Altlasten (Schulden bei der
Druckerei) loszuwerden, bittet die Redaktion um
Spenden. Diese können über das STACHEL-Konto unter
dem Stichwort "Wage" getätigt werden. Wenn
genügend zusammen kommt, gibt es vielleicht bald
eine neue "Wage" - eine kleine Motivation für
Entwicklungshilfe im eigenen Lande.
Telefon-Auskunft wird wieder teurerArme besonders benachteiligt
Zunächst gab es keine Adressen mehr - nunmehr
kostet eine Adresse alle 3,8 Sekunden 12
Pf (Komfortauskunft: ca. 1,90 DM/Minute).
Dann wurden die
Telefonbücher aus den Telefonzellen
verbannt (1. Begründung: Die sehen
schnell schlecht aus. 2. Später folgte: Sie
werden gestohlen und Ersatz ist so
teuer. Nachdem eine Privatinitiative
ältere Telefonbücher auslegte - 3.
Sprachregelung: Damit werden die
Telefonzellen angezündet.) Nächster
Schritt: Anhebung des Preises auf 60 Pf
pro Auskunft. Seit Jahresbeginn werden
nur noch 2 Auskünfte erteilt pro Anruf.
(Diese Preiserhöhung brachte besonderen
Ärger, weil mensch per Automat gebeten
wurde, am Apparat zu bleiben. Menschlich
hieß es für einen 3. Auskunftswunsch
dann Ätsch.)
Nunmehr soll der
Preis für eine Auskunft noch im Laufe
1997 auf 90 Pf pro zwei Auskünfte
angehoben werden. Besonders Arme ohne
eigenes Telefon und Wohungslose werden
durch diese Regelung benachteiligt: Ohne
eigenes Telefonbuch muß die Auskunft bei
besonders geringem Einkommen besonders
häufig genutzt werden.
Die ALSO und der Arbeitsamtsleiter
Wir berichteten bereits in der vorletzten
Ausgabe über die Trainingsmaßnahmen, zu denen
Arbeitslose mit dem Inkrafttreten des neuen Arbeitsförderungs
reformgesetzes (AFRG) seit dem 1.4.97
gezwungen werden können. Die ALSO als
Vertretung der Interessen der Arbeitslosen
lehnt nicht nur die Trainingsmaßnahmen ab,
sofern sie erzwungen werden und mit einer
beruflichen Deklassierung des einzelnen
verbunden sind, sondern insbesondere auch die
Beurteilungsbögen, nach denen die Teilnehmer
von den Trägern solcher Trainingsmaßnahmen
beurteilt werden sollen. Nach dem ersten
SChreiben der ALSO hatte Arbeitsamtsdirektor
Ruitmann erklärt, solche Beurteilungsbögen
seien bei den Trägern von Maßnahmen zur
Eingliederung Arbeitsloser in Oldenburg seit
drei Jahren in Gebrauch. Die ALSO hakte nach
und stellte fest, daß dem ganz und gar nicht
so ist. In Oldenburg und im Landkreis
Wesermarsch sind diese Bewertungslisten
bisher nicht zum Einsatz gekommen. Die ALSO
fordert, daß die Beurteilungsbögen mit einem
Kriterienkatalog, der nichts zu wünschen
übrig läßt und mit dem nicht nur das Äußere eines
Arbeitslosen, sondern zugleich seine
seelische Befindlichkeit in dieser unserer
Gesellschaft (Stichwort: "Aussteigermentalitä
t") ausgelotet werden sollen, aus dem Verkehr
gezogen werden. Ruitmann sieht sich dazu
natürlich nicht in der Lage aufgrund
übergeordneter Weisungen, dem neuen AFRG und
dem dazugehörigen Durchführungserlaß.
Der springende Punkt bei den Trainingsmaßnahm
en erhellt erst, wenn man sie im Zusammenhang
mit dem neuen AFRG sieht. Denn hier wurde der
bisher geltende Berufsschutz suspendiert und
das Zumutbarkeitskriterium so gut wie
aufgehoben. Zumutbar ist nach dem neuen
Gesetz so gut wie jede Arbeit - unabhängig
vom Qualifikationsniveau des Betroffenen oder
den Lohnstrukturen. Arbeitslose werden so den
Trend zur Ausweitung unterbezahlter,
unqualifizierter und kaum abgesicherter
Arbeitsverhältnisse verstärken.
Dereglierungswut nennt man das. Die
Begründung zum AFRG sagt deutlich, wo es
langgeht: "Die Feststellbarkeit des
Leistungsmißbrauchs und seine Bekämpfung
werden verbessert: Verpflichtung der
Arbeitslosen zur aktiven Beschäftigungssuche;
auf drei Monate befristete Wirkung der
persönlichen Arbeitslosmeldung; Erweiterung
der zumutbaren Beschäftigungen; Ausschluß
neuer Anwartschaften durch Teilnahme an
Weiterbildungsmaßnahmen; Testen der
Arbeitsbereitschaft durch Trainingsmaßnahmen;
Innenrevision in Arbeitsämtern."
O b arbeitslos oder nicht: Wer mehr dazu wissen
will, der wende sich an die ALSO oder lese
die neueste Ausgabe ihrer Hauspostille.
Wärmstens empfohlen.
Zebrastreifen!
Entgegen anderslautenden Veröffentlicheungen in
Oldenburger Zeitungen setzt sich der FUSS e.V. FÜR
Zebrastreifen ein. Diese sollen hinsichtlich der
bisher geübten Praxis verbessert werden:
Generelles Haltegebot für Kraftfahrzeuge, bauliche
Verringerung der Querungslängen, z.B. durch
Gehwegnasen, Mittelinseln... Empfohlen wird zudem
die Anhebung des Querungsweges auf Gehwegniveau.
Die Aufstellflächen für FüßgängerInnen müssen von
den KraftfahrerInnen einsehbar sein.
Unfalluntersuchungen haben mittlerweile eindeutig
ergeben, daß die Anzahl der Querungshilfen für
FußgängerInnen wesentlicher ist, als die Art der
Querungshilfen. Deshalb ist die wesentlichste
Forderung, daß die Querungshilfen ganz generell
möglichst alle 50 Meter und gerade auch an
Hauptverkehrsstraßen vorhanden sein müssen.
In der derzeitigen Gestaltung sind Zebrastreifen
wie auch die anderen Querungshilfen nicht sicher
genug. Nach Unfallstatistiken sind innerhalb der
Orte 80% der Unfälle mit Personenschäden von
FußgängerInnen an Lichtsignalanlagen zu beklagen.
Nach der Auffassung des FUSS e.V. gibt es
insbesondere für Mobilitäts- und Sehbehinderte nur
eine halbwegs ideale Querungshilfe: Die
Konfliktfreie Ampelschaltung mit akustischen
Signalen (Rundum-Grün). Dennoch will der FUSS e.V.
nicht die Verampelung der Städte und setzt
weiterhin auf eine Vielzahl von Querungshilfen.
Werbefreie Mensa?
Nerven euch auch die Stapel von Flugis auf den Tischen in der Mensa?
Und die Stapel von Plakaten an den Wänden? Habt ihr euch auch schonmal
gefragt, warum eigentlich das Studiwerk da mitmacht?
Offenbar ist das Problem dort schon lange bekannt. Am liebsten würde
man eine ABM-Kraft einstellen, um die unerwünschte Papierflut zu
beseitigen. Doch da man nicht alles entfernen will - die
hochschulpolitische Diskussion mittels Flugis und Plakaten wird
ernstgenommen - stellt sich ein neues Problem: Ein einzelner Mensch
kann kaum entscheiden, was liegenbleiben darf und was nicht.
Ein Konzept des Leiters der Wirtschaftsbetriebe des Studentenwerks,
Hemmen, sieht daher vor, daß zukünftig von Flugis und Plakaten in
jedem Fall zunächst ein Belegexemplar bei ihm vorgelegt werde. In
Zweifelsfällen würde man dann gleichberechtigt über die Auslage
verhandeln. Die "Papier-Sammel-Kraft" hätte einen Katalog von
Auslageberechtigten Flugis an der Hand; alles, was nicht dabei wäre,
käme weg.
Ziel dieser Aktion, so Hemmen, wären nur eindeutig gewerbliche Papiere
und solche, die Werbung für ein Gewerbe oder eine kommerzielle
Veranstaltung darstellen - so z.B. Werbung für eine
eintrittspflichtige Fète. Die Vermutung, das Studentenwerk wolle hier
inhaltliche Zensur betreiben, sei völlig unbegründet. Vielmehr wolle
man den Bereich von Mensa, Mensafoyer und Caféte von Kommerz befreien
und gegebenenfalls die Säulen in der Mensa von Studenten gestalten
lassen, ähnlich denen in der Caféte.
Zum Stand der Dinge erklärte Hemmen, das Vorhaben bedürfe keiner
Entscheidung des Vorstandes, sei aber nichtsdestotrotz von demselben
abgesegnet. Hemmen habe den Vollzug ausgesetzt in der Hoffnung, bei
den Verursachern auf Verständnis zu stoßen. Mit Ablauf dieses Sommers
soll über tatsächliche Maßnahmen Entschieden werden.
Es scheint sich hier eine Politik des Studiwerks fortzuführen, Kommerz
im Rahmen der Möglichkeiten bewußt zu Steuern. Diese war ja schon durch
die Diskussion um die Verpachtung von Verkaufsnischen im Mensafoyer
zum Ausdruck gekommen.
Camp in den Dünen
Vom 13.-28.9.97 findet auf Borkum ein internationales Naturschutzworkcamp für Jugendliche zwischen 16 und 26 statt. Abgesehen davon, daß sie die Natur- und Vogelschutzgebiete und den endlos weißen Strand genießen können, wird von den TeilnehmerInnen erwartet, daß sie halbtags im Küsten- und Dünenschutz tätig sind. Das Camp bietet Gelegenheit, den stark gefährdeten Lebensraum Wattenmeer und die Tier- und Pflanzenwelt der Insel kennenzulernen. Untergebracht sind sie in einem Jugenderholungsheim in den Dünen. Plätze sind noch frei. Informationen beim Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst, Katharinenstraße 13, 31135 Hildesheim, Tel.05121-15123, Stichwort Wattenmeer.
Es sind außerdem noch Plätze für GruppenleiterInnen bei den internationalen Begegnungen in diesem Sommer frei.
Das IJGD gibt es seit 50 Jahren. Es ist ein gemeinnütziger Verein, der vom Bundesjugendplan, dem Deutsch-Französischen-Jugendwerk und verschiedenen Landesjugendplänen unterstützt wird.
Mädchen mit Zukunft
Unter dem Motto "Die Zukunft für uns...!" findet vom 19.-26.7. das Zweite Internationale Mädchentreffen in Oldenburg statt. Eingeladen sind Mädchen aus Oldenburg, Cholet, Taastrup, Groningen und von der Insel Rügen. Für die Teilnahme an den Workshops zu den Themen Schwarzlichttheater, Tanzen und Rockmusik, dem Tagesausflug und den diversen anderen Aktivitäten in dieser Woche sind besondere Sprachkenntnisse nicht erforderlich. Zu den gemeinsamen Unternehmungen trifft man sich im Haus der Jugend. Organsisiert wird das Ganze vom Frauenbüro und dem Jugendamt der Stadt und dem Niedersächsischen Modellprojekt "Mädchenarbeit in der Jugendarbeit". Oldenburgerinnen im Alter von 14 bis 17, die Interesse daran haben, können sich anmelden und weiter informieren beim Jugendamt unter der Tel.Nr.2353173. Die Teilnahme kostet übrigens 50 DM.
Apropos Kundenfreundlichkeit
Wie der niedersächsischen Landesverband des VCD (Verkehrsclub Deutschland) jüngst mitteilte, werden wegen Bauarbeiten am Bremer HBf zur Zeit nur bei wenigen durchgehenden Zügen auf der für Nordseeurlauber wichtigen RegionalExpreß-Bahnverbindung von Braunschweig/Hannover über Oldenburg und Leer nach Norddeich Fahrradwaggons angehängt. Dies habe schon zu unerfreulichen Auseinandersetzungen zwischen RadfahrerInnen und Zugbegleitpersonal geführt. Dabei wird mit den Bauarbeiten, die die Züge in und aus Richtung Norddeich betreffen, sowieso erst nach den Sommerferien begonnen. Der VCD hat deswegen bereits an die Deutsche Bahn AG und die für den Nahverkehr zuständige Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen appelliert, zumindest für die Sommermonate wieder Fahrradwaggons einzusetzen. Außerdem bittet der VCD alle mit Rädern bepackten Reisenden, die Ärger auf der Strecke nach Norddeich haben, ihre Erfahrungen mitzuteilen und eventuell Beschwerdebriefe an die Deutsche Bahn AG auch als Kopie an die VCD-Pressestelle, Myliusstraße 23, 26135 Oldenburg weiterzuleiten. Rückfragen beantwortet Michael Frömming, Tel. 0441 2489198.
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