Oldenburger STACHEL Ausgabe 5/97      Seite 7
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Wieviel Raum braucht frau?

Das Zentrum für Frauen-Geschichte e.V. in Oldenburg

Frauen brauchen Raum - physisch, wie jeder Mann. Frauen haben das Recht auf Raum - wie jeder Mann.

Das Zentrum für Frauen-Geschichte e.V. in Oldenburg arbeitet seit 1991 an der Erforschung und Vermittlung lokaler und regionaler Frauengeschichte. Wie und wo Frauen der vergangenen Epochen durch gesellschaftliche Rollenfixierung, Rahmenbedingungen ihrer Lebens- und Arbeitswelt und angeblich biologisch begründete Voraussetzungen dieses Grundrecht und die räumliche Entfaltungsmöglichkeit immer wieder streitig gemacht oder von vornherein aberkannt wurde, das kommt in den Forschungsarbeiten des Zentrums für Frauen-Geschichte zu Tage. Egal, ob das Augenmerk Frauen der unteren oder der oberen Sozialschichten gilt, alten oder jungen Frauen, ledigen oder verheirateten.

Ob sie als Heimchen am Herde von der selbständigen Repräsentation ihrer Person nach Außen ausgeschlossen werden, ein Korsett ihnen den Raum zum Atmen und die Stoffülle der Kleidung den Bewegungsspielraum nimmt, ob sie kein Recht haben auf ihren Körper als ihr ureigener Lebensraum oder sich buchstäblich Krümmen als Kiepenfrauen, Wäscherinnen oder in anderen Berufen niedriger Lohngruppen.

Mit der kostenlosen Überlassung der ehemaligen Räume des Infozentrums in der Innenstadt (Kleine Kirchenstr./ Bergstr.) honorierte die Stadt 1991 die bis dahin bereits geleistete hi storische Arbeit der Gründerinnen des Zentrums für Frauen- Geschichte und gab ihrer Arbeit in den folgenden 6 Jahren eine gute Basis, die in zahlreichen Ausstellungen, Vorträgen, Tagungen, Publikationen, Führungen und Stadtrundfahrten in Oldenburg ihren Niederschlag fand. Immer wieder stießen neue interessierte Frauen der verschiedensten Fachrichtungen und Berufszweige dazu, so daß sich das Themenspektrum der Forschungsergebnisse zunehmend erweiterte und neue Serviceleistungen hinzukommen konnten, so z.B. eine biographisch-bibliographische Datenbank zur Frauengeschichte in Niedersachsen. Das Zentrum kooperiert mit dem Stadtmuseum, dem Museum für Naturkunde und Vorgeschichte, der Stadtbibliothek, lokalen ebenso wie überregionalen Bil dungsträgern und erhielt bisher finanzielle Unterstützung vom Land Niedersachsen und mehreren Stiftungen und Banken.

Obwohl bereits das Programm für 1997 feststeht und die nächste Ausstellung unter dem Thema 'Auf den Spuren der Göttin. Eine Frauenreise nach Anatolien' in Zusammenarbeit mit der GEW nach Oldenburg geholt und am 1. Juni um 15 Uhr eröffnet wird, hängt die Weiterarbeit der Frauen wieder einmal an der Raum-Frage. Denn das bisherige Domizil ist verkauft, und noch keine adäquate neue Bleibe in Sicht. Die historische Aufarbeitung der Situation von Frauen zeigt immer wieder, wie wichtig es ist, daß Frauen in unserer Gesellschaft sich den ihnen gebührenden Raum, in jeder Hinsicht, erkämpfen - und noch immer erkämpfen müssen. Mit dem Rücken zur Wand kann niemand verkörpern und überzeugen, daß sie oder er in die Mitte des Raums gehört, denn nur da ist Platz zum Atmen, Bewegen, Arbeiten.

Deshalb auch, zum zweiten Mal nach der erfolgreichen Ausstellung 'Frauenpaare in kulturgeschichtlichen Zeugnissen' von 1994, mit der kommenden Göttinnen-Ausstellung der Blick auf eine andere Kulturform, auf eine untergegangene matriarchale Gesellschaft und ihre Überreste, die ihre kultursoziologischen Auswirkungen und ihre Bedeutung für die Identität von Frauen heute haben kann. Diese Veranstaltung findet noch in den alten Räumen Kleine Kirchenstr./Eingang Bergstr. statt.


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