Oldenburger STACHEL Ausgabe 4/97      Seite 15
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Zweifelhafte Rechtschreibreform

,WIR" gegen die Rechtschreibreform - so begründet und berechtigt Bedenken gegen diese sogenannte Reform sind (Wer sind ,wir" eigentlich): Auch die Begründung des Volksbegehrens läßt Zweifel aufkommen. Nur weil ein gewisser Präsident auch gegen etwas ist, muß diese Initiative nicht gleich Sinn machen. Bei diesem Präsidenten schon gar nicht. Nur weil Fachleute für oder gegen etwas sind, muß die Sache nicht richtig oder falsch sein. Kurt Tucholsky schrieb in seiner Rede wider die Fachleute, daß mensch eine Sache auch zwanzig Jahre lang falsch machen kann. Es muß nichts Schlechtes bedeuten, wenn Schüler etwas lernen, das sie von ,der Welt der Erwachsenen ... entfremdet". Was ist denn diese ,erwachsene" Welt? Bei allen natürlich auch vorhandenen positiven Elementen ist dies die Welt von Hiroshima, AKWs, Autowahn und Autobahn, von Gewalt und Haß, Militarismus und Mitweltzerstörung. Die Tagesschau ist Krimi und schlechtes Beispiel genug. Den Rest können ,wir" uns ohnehin sparen. Gründe gibt es also ausreichend, sich etwas zu entfremden. Selbst dann, wenn das alltägliche Chaos zehnmal mit den hehren Begriffen ,kulturell" und ,Tradition" belegt und als erhaltenswert eingestuft wird. Wer jetzt noch immer etwas gegen diese ,Reform" hat und wie ich dagegen unterschreiben möchte, kann sich ohne Vertrauen an folgende Adresse wenden, um eine Unterschriftenliste und/oder weitere Informationen anzufordern - immerhin scheint es derzeit ja nichts Wichtigeres zu geben: WIR gegen die Rechtschreibreform, Postfach, 26931 Elsfleth.

Gerold Korbus


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