Oldenburger STACHEL Ausgabe 4/97      Seite 3
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Wird Ahaus zum zweiten Gorleben?

Der Widerstand gegen die CASTOR-Transporte nach Ahaus wird stärker. Viele Aktionen finden den Tagen um den 1. Mai statt.

Was gibt's denn in Ahaus?

In dem im Westmünsterland gelegenen Ahaus steht eine Lagerhalle für benutzte Atombrennelemente - stark radioaktiven Müll. Insgesamt dürfen darin bis zu 1500 t radioaktives Schwermetall eingelagert werden. Eine Erhöhung der Lagerkapazität auf 4200 t ist aber bereits beantragt, die Genehmigung dafür ist dieses Jahr zu erwarten. Der Bau einer weiteren, deutlich größeren Lagerhalle für schwach- und mittelradioaktive Abfälle ist bereits genehmigt. In dieser Halle, mit deren Errichtung ebenfalls in diesem Jahr zu rechnen ist, darf der Atommüll dann auch weiterbearbeitet werden. Da das wohl noch nicht reicht, ist geplant, eine dritte Halle zur Lagerung von Atombrennelemente zu bauen. Und es existieren Planungen, auch in der Halle für schwach- und mittelradioaktive Abfälle stark radioaktiven Atombrennelementemüll zu lagern. Weiter sollen Brennelemente aus verschiedenen Forschungsreaktoren sowie hochangereicherte atomwaffenfähige Brennelemente, wie sie im FRM II in Garching verwendet werden, in der 1. Halle gelagert werden dürfen. Pläne zur Lagerung von Plutonium-Brennelementen in Ahaus sind ebenfalls bekannt geworden.

Auch ohne hier alle bekannt gewordenen Planungen, alle laufenden und genehmigten Erweiterungsanträge genannt zu haben, wird sicherlich deutlich, daß in Ahaus ein riesiges, evtl. das größte Atommüllzentrum Deutschlands wächst.

Und warum ist Ahaus gerade jetzt interessant?

Es ist wahrscheinlich, daß der nächste Transport abgebrannter Brennelemente aus einem AKW in ein Zwischenlager nach Ahaus stattfinden wird. Schon im Januar hat Merkel die Einlagerung von hochradioaktivem Atommüll aus ganz Deutschland in Ahaus angekündigt. Und der NRW-SPD-Wirtschaftsminister Clement hat zu erkennen gegeben, daß er dieses auch entgegen dem Koalitionsvertrag mit den Grünen tolerieren wird. Der Transport der abgebrannten Atombrennstäbe wird voraussichtlich aus dem baden-württembergischen Atomkraftwerk Neckarwestheim nach Ahaus stattfinden. Am 7.3., zwei Tage nach dem letzten CASTOR-Transport nach Gorleben, hat der Sprecher des AKWs Neckarwestheim für den Herbst einen CASTOR-Transport nach Ahaus angekündigt.

Es ist zu vermuten, daß das bisher viel ruhigere Ahaus als Ersatz für das widerständische Gorleben etabliert werden soll. Der Atommafia sollten wir deutlich machen, daß eine solche Taktik nicht funktioniert.

Gorleben ist überall - Widerstand auch in Ahaus!

In Ahaus wächst in den vergangenen Jahren kontinuierlich der Widerstand gegen das Atommülllager. Ein Höhepunkt war sicher die Demo zum 10. Tschernobyl-Jahrestag, zu der weit über Dreitausend Menschen nach Ahaus kamen. In den letzten Jahren haben mehrere große Demonstrationen gegen das Lager und seine Vergrößerung stattgefunden, die letzte am 4.3.97. . Regelmäßig findet auch an jedem 3. Sonntag im Monat ein Sonntagsspaziergang um das Brennelementezwischenlager statt. Zur Zeit ist die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" auch damit beschäftigt, Widerstand nach dem Vorbild von X-tausendmal-Quer wie in Gorleben gegen den im Herbst drohenden CASTOR-Transport zu organisieren.

Der Arbeitsschwerpunkt in den kommenden Wochen wird aber sicherlich die Vorbereitung und Durchführung einer Mahnwache gegen das Atommülllager vom 30.4., Mittwoch, bis zum 4.5., Sonntag, sein. Während der Mahnwache wird unter anderem ein "Umsonst und Draußen" Rockkonzert mit 7 Bands am 30.4. ab 18.00 Uhr stattfinden. Für den 1. Mai ist ab 10.00 Uhr ein Maifestival mit anschließender Zeltparty geplant. In den darauf folgenden Tagen finden verschiedene Workshops, eine Fackelzugdemo und am Samstag noch eine Jam Party statt. Abgeschlossen wird die Mahnwache am Sonntag ab 15.00 Uhr mit einem Schlußforum.

Den CASTOR stoppen, bevor er losfährt!

Für Ahaus gilt, wie in Gorleben, daß schon vor einem CASTOR-Transport deutlich gemacht werden muß, daß der Widerstand dagegen vor Ort so groß sein wird, daß es günstiger ist, den Transport nicht durchzuführen. Die AtommüllgegnerInnen in Ahaus und im Münsterland sind dabei auf Hilfe aus dem ganzen Bundesgebiet angewiesen. Aus diesem Grund wird auch in Oldenburg u.A. vom Arbeitskreis Wesermarsch, den OldenburgerInnen gegen Atomkraft (OlgA) und dem Jugendumweltbüro Oldenburg zu der Teilnahme an der Mahnwache mobilisiert. Für Leute aus Oldenburge und Umgebung wird eine Fahrt zum Start der Mahnwache zusammen mit dem "Umsonst und Draußen" Rockkonzert entweder mit einem Bus oder mit Bullis und Autos vorbereitet. Wer Interesse hat, vom 30.4. bis zum 1.5. am Camp in Ahaus teilzunehmen, kann sich unter der Tel. 0441-777 54 55 (an-)melden. Entsprechend der Anzahl der Rückmeldungen wird die Fahrt organisiert. Es sollten sich auch Alle melden, die Mitfahrgelegenheiten nach Ahaus zu der Mahnwache anbieten können, da nicht sicher ist, daß ein Bus zustandekommt.

Weitere Infos zu Ahaus gibt es auch bei der UWG-jugend, PF 1313, 48666 Ahaus, Tel. 02561-41993, Fax 02561-40713, oder bei der INFAM (Initiative für ein atomfreies Münsterland), PF 1632, 48666 Ahaus, Tel.: 02566-96394.

Richard


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum