Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/97      Seite 3
 
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Castor: Die dritte... oder NIX 3!!!

Zum dritten Mal seit 1995 und 1996 werden Anfang März 1997 wieder Castor-Transporte nach Gorleben erwartet. Diesesmal sind es gleich sechs Behälter, die im Zwischenlager Gorleben (lieber nicht, d.Tipperlein) untergestellt werden sollen. Sie kommen aus Grundremmingen, Neckarwestheim und La Hague. Die Vorbereitungen laufen, sowohl auf der Seite der Polizei, die schon begonnen hat, sich im Landkreis Lüchow-Dannenberg einzurichten, als auch bei den verschiedenen großen und kleinen Aktionsgruppen inner- und außerhalb des Wendlandes, so z.B. in Oldenburg. Nachdem 1995 beim ersten Tag X 2000 und 1996 sogar 6000 Menschen trotz Versammlungsverbots auf den Beinen waren, wird diesmal mit noch größerem Zulauf gerechnet. Deshalb wurde die in den letzten beiden Jahren in Dannenberg stattfindende Auftaktdemonstration für dieses Jahr nach Lüneburg verlegt, da der Marktplatz dort einfach mehr Menschen faßt... . Die Demonstration in Lüneburg ist für Samstag, den 01.03.1997 ab 11.00 Uhr geplant. Mensch trifft sich an verschiedenen Orten in Lüneburg, um in einem Sternmarsch zur Auftaktkundgebung um 12.00 Uhr zu gelangen. Ab 16.00 geht es ins Wendland, im Autokonvoi über Dahlenburg nach Dannenberg. Am Samstag um 11.00 Uhr beginnt am Endlager die Stunkparade mit Schleppern und Wagen. Die Bäuerliche Notgemeinschaft lädt ein zu einer Fahrt auf der Transportstrecke von Gorleben nach Dannenberg. Nach der Abschlußkundgebung (13.00 Uhr) an der Strecke bei Dannenberg haben wir Zeit, uns einzurichten und uns in jeglicher Hinsicht auf den Transport vorzubereiten. Die Zahl von 6 Behältern verlängert natürlich die Zeit des Transportes erheblich. Bisher wird damit gerechnet, daß das zuvor zusammengekoppelte "Sixpack" am Montag (2. März) auf der Schienenstrecke durch das Bundesgebiet rollt. Am Dienstag (3. März) wird umgeladen und für den Mittwoch (4. März) ist der Straßentransport geplant. Es gibt also eine Menge Möglichkeiten sich querzustellen.

Das Streckenkonzept

Das wendländische Streckenkonzept wurde aus der Erfahrung entwickelt, daß bei den bisherigen Castor-Transporten im Wendland nur an einigen Streckenabschnitten blockiert wurde, wohingegen der Castor in anderen Bereichen ungehindert durchrollen konnte. Deshalb wurde die Strecke aufgeteilt. In Camps und Wagenburgen entlang den beiden Schienstrecken Uelzen-Dannenberg und Lüneburg- Danneberg und an der Straßenstrecke Danneberg-Gorleben versammeln sich bereits vor Abfahrt des Castor-Zuges (ab Sonntag, 2. März) viele Menschen und zeigen Präsenz. Wenn der Zug aus Neckarwestheim losfährt, wird bundesweit die Alarmkette ausgelöst. Dann gehen die Leute aus den Camps auf die Strecke und richten sich dort ein. Getreu dem Motto: "Den Castor stoppen, bevor er losfährt", soll nicht gewartet werden, bis der Castor in Dannenberg ankommt und die Polizei schon den größten Teil der Straße okkupiert hat. Das Streckenkonzept bietet zudem den Vorteil, daß an den einzelnen Orten verschiedene Aktionskonzepte durchgeführt werden können, ohne sich gegenseitig zu behindern. Wichtig bleibt alleine der wendländische Grundkonsens: Es werden keine Menschen gefährdet.

X-tausendmal quer Eine Aktion im Rahmen des Streckenkonzeptes ist das Konzept X- tausendmal quer als Aufruf zu einer gewaltfreien Sitzblockade am Verladekran und vor dem Zwischenlager. Ausgehend von der Situation des letzten Castor-Transportes, bei dem sich zwar viele Leute trotz Demonstrationsverbot an die Strecke gewagt hatten, den letzten Schritt aber, nämlich auf der Straße zu blockieren nicht geschafft haben, soll mit dem Konzept X-tausendmal quer ein Aktionsrahmen definiert werden, der es Leuten erleichert, Schwellenängste zu überwinden und mitzublockieren. Dieses geschieht neben dem verbindlich gewaltfreien Rahmen durch die Vorbereitung möglichst vieler Beteiligter. Trainings in gewaltfreier Aktion, Vernetzung über regionale Kontaktadressen in der ganzen BRD, ein ausführlicher mehrmals erscheinender Rundbrief und ein Entscheidungssystem mit Bezugsgruppen und SprecherInnenrat sind Elemente, die versuchen, die Aktion als "Mitmachblockade" zu organisieren.

Ein Lachen wird es sein, das sie besiegt...

Die Auseinandersetzung um die Nutzung der Atomenenergie am Symbol Gorleben dauert nun mehr 20 Jahre. 20 Jahre macht- und phantasievoller und vor allem auch erfolgreicher Widerstand, der dem Staat und seiner Polizeimacht quer durch alle Bevölkerungsschichten langsam aber sicher nicht mehr den geringsten Respekt entgegenbringt. So verweigert z.B. die Feuerwehr in Dannenberg und Hitzacker der Polizei dieses Jahr erstmalig, ihre Logistik in Einrichtungen der Feuerwehr unterzubringen. Und der Kreistag diskutiert ernsthaft, der Polizei die Benutzung der Kreisstraßen zu verbieten...no pasaran!! (Laßt sie nicht durchkommen)

Jeder Castor-Transport zeigt erneut, mit wieviel Lebensfreude und Macht sich die Menschen gegen den noch so großen und hochgerüsteten Polizeiapparat zur Wehr setzen. Nach Plänen der Transportfirma Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), sollen bis zum Jahr Zweitausend 105 Castor-Behälter in das Zwischenlager Gorleben eingelagert werden. Wir haben es also gar nicht nötig, uns auf das Gerede der Medien um die "Entscheidungsschlacht" einzulassen. Mit jedem Transport, der wie die Letzten und der Kommende so massiv behindert wird, steigen die Chancen den nächsten Transport im Vorfeld zu verhindern, und damit dem Ziel des Ausstiegs aus der Atomwirtschaft ein Stück näher zu kommen. Die Bewegung braucht einen langen Atem, um gegen die herrschenden atomstaatlichen Strukturen anzukommen, aber wir sind auf dem Weg...

Und in Oldenburg..?

Auch in Oldenburg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, getragen durch unterschiedliche Gruppen und Einzelpersonen. Wie in den letzten Jahren wird zum Mitfahren eingeladen. Hierfür sind Busse organisiert: - nach Lüneburg zur Demonstration 01.03.1997, Abfahrt 8.00 Uhr, Hauptbahnhof, ca. 20.00 Uhr Rückkehr (10 DM) - ins Wendland am 03.03.1997, Abfahrt 8.00 Uhr Hauptbahnhof Für diejenigen, die länger im Wendland bleiben möchten, werden aus Oldenburg verschiedene Unterkünfte (mit-)organisiert: Gemeindehaus Hitzacker, Xtausendmal quer - Camp (Splietau), Camp in Gusborn Weitere Informationen gibt es am 20.02.1997 um 19.00 Uhr in derALSO-Halle (Kaiserstraße) beim Infoabend. Der Rechtshilfeabend, am 25.02.1997 um 19.00 Uhr, ebenfalls in der ALSO-Halle, informiert über mögliche rechtliche Konsequenzen des Anti-Castor-Widerstandes, und ist besonders für Leute die das erstemal ins Wendland fahren dringend zu empfehlen. - weitere Informationen beim Castor-Infotelefon, ab dem 19.02.1997 von 17.00 - 20.00 Uhr: Tel.: 984 99 05 Busfahrkarten unter der Tel.: 777 54 55 X-tausendmal quer: Tel.: 24 89 663
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