Oldenburger STACHEL Ausgabe 12/96      Seite 14
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Musik im Internet

Seit der Einführung des Internet lernen wir Tag für Tag auf's Neue, daß es in kürzester Zeit zum Mittelpunkt unserer Gesellschaft, ja unseres ganzen Lebens werden wird. Eine neue Revolution hat stattgefunden, wir befinden uns auf dem Weg ins Zeitalter des Computers. Nach Ansicht der Netzbetreiber werden wir in naher Zukunft schon nicht mal mehr ohne Computer auf's Klo gehen können, die gesamte Kommunikation soll über das Wunderwerk der Technik laufen. Da uns diese Ansicht schon seit einer ganzen Weile eingeimpft wird, müßten ja zumindest gewisse Ansätze davon eingetreten sein. Nun wollten wir wissen, ob sich dies auch schon auf die Musik, welche ja zweifelsohne ein wichtiger Teil unserer Kommunikation ist, ausgewirkt hat. Genau in diesen Bereich fiel das Electric Caf'e der Media Paradise, welche parallel zur Kibum erstmals stattfand. Denn wir als noch-nicht- Internet-Benutzer konnten Zugriff zum Netz bekommen, vor allem aber wurde das Electric Caf'e mit vom Fachbereich Musik der Universität Oldenburg getragen. Dies machte die Sache für uns erst interessant.

Lange Leitung - viel zu lesen

Nach einem kurzen Streifzug durch die Büchersammlung der Kibum wandten wir uns unserem Vorhaben zu und sicherten uns nach einiger Zeit einen Platz im überfüllten Internet-Raum. Trotz einiger ausgereifter Computerkenntnisse und einer kurzen Einführung fanden wir uns erst nach einiger Zeit zurecht. Endlich in interessanteren Gefilden angelangt, gab es ein breites Spektrum an Anbietern. Von Frontpage (aus der Technoszene) durch aller Herren Länder bis hin zur Kelly Family fand sich auf den ersten Blick einiges; man mußte nur wissen, wo man suchen sollte. Unser Interesse wandte sich zunächst den nach unserer Ansicht leichter zu erreichenden Anbietern zu. Hier fand sich allerdings nicht die Erfüllung unserer Träume. Was es hier gab, waren hauptsächlich lange Texte, die nicht den Inhalt hatten, den wir uns erhofft hatten. Nachdem wir uns also ein zweites Mal der netten Hilfe eines der Musikprofessoren unterzogen hatten, um etwas speziellere Themen in Angrif zu nehmen, führte unser Weg zu einem fernöstlichen Anbieter. Dies äußerte sich vor allen Dingen in der Ladezeit. Nach ca. 15 Minuten hatten wir die Nase voll und brachen das, nach unserer Meinung nicht voll funktionsfähige, Programm ab.

Nach einem zweiten Versuch, der genauso kläglich scheiterte, versuchten wir uns an der Page von "World of Musik", aus unerklärlichen Gründen wurde uns der Zugriff verweigert. Da wußten nicht einmal die Experten weiter, sie empfahlen uns eines der zahlreichen Suchprogramme, da World of Musik ja seine Adresse im Netz geändert haben könnte. Es funktionierte, gefunden hat es allerdings nichts. Vielleicht hätten wir uns ja doch lieber, wie unser Nachbar, den Angeboten der Bild-Zeitung widmen sollen. Denn hier dröhnte uns ein satter Sound aus den Boxen entgegen. Nach einer Dreiviertelstunde mußten wir den Computer aufgrund der sehr großen Nachfrage frustriert räumen.

Fazit

Zum Schluß sind wir zu der Erkenntnis gekommen, daß Musik im Internet für Nicht- Profis eine heikle Sache ist. Die langen Ladezeiten und das teilweise gut versteckte Angebot beanspruchen sehr viel Geduld, Zeit und normalerweise auch Geld. So ist der Gedankenansatz eines Internet-Caf'es durchaus vernünftig - irgendetwas muß man ja tun, während man wartet. Das restliche, vorwiegend junge, Publikum schien vom Eletric Caf'e durchweg angetan. Für den Spaß am Surfen war es gut geeignet. Seine Musik über das Internet zu beziehen scheint uns allerdings im jetzigen Zustand der Netze nur etwas für Freaks mit viel Interesse, Zeit und Erfahrung zu sein. Für alle anderen gilt: Lieber lange Ladenzeiten als lange Ladezeiten! Musik besorgt man sich nach wie vor am besten im Geschäft.

André Berthe und Eric Sohns


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum