Oldenburger STACHEL Ausgabe 12/96      Seite 16
 
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Sparen, sparen, sparen...

Die anhaltenden Bemühungen aus dem Bonner Tollhaus, irgendwo irgendwie noch ein wenig Geld einzusparen, geht nun auch auf Kosten der Gesundheit. Im Bundestag wurde bereits am 13. September 96 auf Initiative unseres Bundesgesundheitsministers Seehofer der Paragraph 20 im Sozialgesetzbuch V geändert. Dieser stellt den Krankenkassen die Aufgabe, für die vorbeugenden Maßnahmen gegen Krankheiten zu sorgen. Durch die Änderung des §20 ist die Gesundheitsförderung durch die Kassen stark eingeschränkt worden. Übrig geblieben sind nur noch die Zahlungen von Schutzimpfungen und Vorsorgeuntersuchungen, die Förderung von bereits bestehenden Selbsthilfegruppen und die betriebliche Gesundheitsförderung in Zusammenarbeit mit den Berufsgenossenschaften. Die Konsequenzen folgen auf dem Fuße : In fast allen Bundesländern "mußte" der Gesundheitsservice der Krankenkassen aus ihren Leistungen quasi gestrichen werden. Viele Mitarbeiter der Kassen verlieren zum Jahreswechsel ihre Stellung oder sind bereits entlassen worden. Auch werden z. B. Rückenschulkurse an der VHS oder in Vereinen weiterhin nicht mehr von den Kassen gezahlt. Stellt sich dann die Frage, ob die Teilnehmer weiterhin kommen oder ihnen dann doch die eigene Gesundheit nicht mehr soviel wert ist. Es ist leider oft so, daß Mann/Frau sich erst mit der eigenen Gesundheit auseinandersetzt, wenn Probleme, sprich Schmerzen, aufgetreten sind. Maßnahmen zur Vorbeugung werden meist nicht selbständig unternommen.

Als Begründung zur Abänderung des §20, der für die Prävention verantwortlich ist, nannte Seehofer, daß die Gesundheitsförderung als Marketingstrategie mißbraucht werde. Dabei waren aber als Beispiel von 55 000 Kursen der AOK zur Gesundheitsförderung nur 50 Kurse strittig.

Seehofer glaubt, daß sich durch die Einschränkung des Paragraphen jährlich Kosten in Höhe von 1,2 Milliarden Mark einsparen ließen. Er vergißt dabei aber anscheinend die Gesundheit der Menschen, auf die es ihm eigentlich ankommen sollte.

Die Gesundheitsförderung macht nur etwa 0,5 Prozent des Gesamtvolumens der Kassen aus. Zudem ist Vorbeugen im allgemeinen billiger als das Heilen. Ob hier nicht mal wieder am falschen Ende gespart wurde, wenn man sich überlegt, daß eine Bandscheibenoperation genauso viel kostet wie 100 Rückenschulkurse?

Katrin


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