Ausgabe 12/96 | Seite 13 | |||||
Computer auf der KIBUM
ein Jugendlicher nimmt StellungViel wurde geschrieben, gesprochen und gestritten über das Hauptthema der diesjährigen KIBUM, die parallel zur KIBUM laufende "Media paradise". Kritiker werfen ihr vor, den Kindern und Jungendlichen den eigentlichen Sinn der KIBUM zu verschleiern und zu unterdrücken. Befürworter weisen immer wieder auf die enorm angestiegenen Besucherzahlen und die sogenannte zeitliche Anpassung der Bücherausstellung an die jetzige multimediale Zeit. Aber egal, wer geschrieben, gesprochen oder debattiert hat, es waren immer nur Erwachsene, die über die Effektivität und Ratsamkeit des Projektes ihre Meinung vertraten. Nicht die Kinder und Jugendlichen, um die es schließlich geht, wurden gefragt. Wohl, da sie noch nicht urteilsfähig seien, denn es sind ja schließlich und endlich noch keine Erwachsenen. Grund genug, daß ich meine Meinung als Jugendlicher dazu schreibe.
Verständnislose KritikerVor mir liegt die Infobroschüre der diesjährigen KIBUM und der der "Media paradise". Die Beilage zur diesjährigen Bücherausstellung lege ich beiseite, denn ich war seit ca. zwei Jahren nicht auf dieser Veranstaltung. Was mich mehr interessiert, sind Informationen über die äMultimediale Zukunft von Kindern und Jugendlichen, wie sie hier gepriesen wird. Gespannt lese ich mir alles durch. Als ich fertig bin, entschließe ich mich für einen Besuch im PFL. Die neue Sparte hat mich interessiert, sonst wäre ich sicherlich nicht auf die diesjährige Ausstellung gegangen. Denn ich bin einer dieser Jugendlichen, die nicht mehr allzuviel lesen, sondern sich eher mit Sport und Computern auseinandersetzen. Einer von denen, die ihre Zeit verschwenden, indem sie nur starr auf einen "Flimmerkasten" schauen. Ganz zu schweigen von der geistigen Verdummung: Durch Sinnloses und Monotonie wird dem menschlichen Geiste eine Primitivität geradezu aufgezwungen. Die Leistungen in der Schule nehmen auf lange Sicht gesehen ab. So zumindest behauptet ein Großteil der Leute, die diese Generation von Jugendlichen nicht verstehen können... Ehrlich gesagt, kann ich es nicht mehr hören! Ich bin in der Schule kein schlechter Schüler, weder unkreativ noch geistig in irgendeiner Weise den anderen hinterher. Ich kann meinen Gedanken gut Ausdruck verleihen und ich verstehe es, mich mit anderen Leuten gut zu unterhalten. Doch wir, auf die es so viele abgesehen haben, werden wohl auch in Zukunft die Leute, die uns nicht verstehen wollen, tolerieren und versuchen zu verstehen. Ja leider, nicht immer gelingt mir dieses. Denn wenn einmal wieder eine Person ohne jegliches Fachwissen und Erfahrung über meine Art von Beschäftigung herzieht, kann es schon mal sein, daß ich etwas gereizt reagiere.
Eindrücke der "Media paradise"Aber kommen wir wieder auf den Ursprung meines Artikels zurück. Nachdem ich mich also entschlossen hatte, zur KIBUM bzw. der "Media paradise" zu gehen, befand ich mich schon im Foyer des PFL. Der erste Eindruck gefiel mir. Ein Mischung aus Computeranimationen und Bücherausstellungen, wobei die Programme auf den Rechnern für kleinere Kinder sicher ansprechend und, soweit ich beurteilen konnte, auch pädagogisch nicht schlecht waren, um den äKleinen das neue Medium näherzubringen. Allerdings fand ich für die eigentliche Zielgruppe die Mäuse (das sind die Dinger, mit denen man das Programm steuern kann) sowie die Monitore zu hoch angebracht. Nun begab ich mich auf den Weg in die erste Etage, wo die "Media paradise" stattfand. Zuerst besuchte ich das Electric Café. Nach einiger Zeit bekam ich dort auch einen Platz an einem Computer. Da es das erste Mal war, wo ich mich dem äSurfen im Internet hingab, hatte ich am Anfang einige Orientierungsprobleme. Doch als ich dem Nächsten Platz machen mußte, hatte auch ich durch eine gute Schnelleinführung einen guten Eindruck vom Internet und seinen Möglichkeiten bekommen. Ich begab mich dann weiter auf die Reise durch die Ausstellung, bis ich am Ende in der "Arose" angelangt war. In der Informationsbeilage der "Media paradise" stand, daß man hier seine Besinnung wiederfinden würde, hier sollte man die äGegenpole von Natur und Technik im Gegensatz zu den anderen Räumen finden und sich so von dem Mediengewitter erholen. Und es stimmte, ich empfand eine gewisse Besinnung und Ruhe in mir. Nur lag es daran, daß erstens kein Mensch diesen Raum besuchte, da er wohl nicht besonders ansprechend war, und zweitens, weil ich ca. fünf Minuten überlegte, was dieses Kunstgebilde auf einer solchen multimedialen Ausstellung zu suchen hatte. Nun ging ich noch kurz durch die Bücherabteilung und verließ das Gebäude, um auf mich die Eindrücke wirken zu lassen.
FazitHinterher konnte ich dem ganzen Geschehen nur mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Da war einerseits das interessante Internetcafé und die guten Programme für Jugendliche und vor allen Dingen Kinder. Auf der anderen Seite waren da die teilweise veralteten Spiele und dieser abschließende Besuch in der äArose. Ich konnte die Politik der Veranstalter nicht ganz nachvollziehen. Einerseits werden teure Rechner angeschafft, um dann Spiele darauf laufen zu lassen, die der Zeit nicht ganz entsprachen und welche, was für mich das Hauptproblem war, nicht sehr gut für Kinder geeignet waren. Weiter versuchte man wohl gegen das Image der Kulturlosigkeit mit der sogenannten äArose ein Alibi zu finden. Doch auch das war für mich der falsche Weg, denn es führte im Endeffekt mehr zur Kostenexplosion als zur Entspannung. Alles in allem kann ich nur sagen, daß ich insgesamt auch in Zukunft dafür sein werde, daß der multimediale Zweig der KIBUM weiter erhalten bleibt. Denn will man auch diejenigen ansprechen, die sich bei dem Wort äBuch nicht angesprochen fühlen, muß man weiter auf Computer setzen. Allerdings würde ich als Kompromißvorschlag für beide Seiten empfehlen, die Kosten zu senken, indem man evtl. nicht so begehrte Projekte wie die äArose vielleicht eher auf die nächste Kunstausstellung verlegt. Denn den meisten Kindern und Jugendlichen, die mit technischem Verständnis für Computer aufgewachsen sind, wird so etwas, denke ich, nicht fehlen. Sie brauchen keine Erholung von dem sogenannten Computergewitter. Sie würden am liebsten darin leben. Bleibt zum Schluß noch die Frage, ob es ratsam ist, eine Bücherausstellung durch eine Computerausstellung wieder ins bessere Licht rücken zu wollen. Ich denke, man sollte diese beiden Veranstaltungen etwas voneinander differenzieren und unterscheiden. Daß so ein Modell wie im PFL nicht besonders erfolgreich Leser wirbt, wird klar. Doch nun sollte sich jeder einzelne die Frage stellen, ob es gut ist, Kindern und Jugendlichen, die mehr mit dem Computer anfangen können, das Lesen aufzwingen zu wollen oder ob sie nicht besser selber entscheiden sollen. Eric Sohns 16 J.
Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen. Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.
|
||||||
Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum |