Ausgabe 11/96 | Seite 5 | |||||
Der EinklangDienstag, den 22. Oktober! Zur Neueinführung dieser Sparte hatten wir einen wahren Eklat geplant um unseren Lesern zu allererst die Obskurität der deutschen Pop-Musik aufzuweisen, denn dies schien uns einer der wichtigsten Punkte der Musik aus unserer Sichtweise zu sein. Desweiteren haben wir uns vorgenommen in Zukunft auch einmal die unbekannten Seiten der Musik näherzubringen. Also werden wir, so es uns gelingt, in dieser Rubrik sowohl noch nicht ans Licht der Öffentlichkeit gekommene oder dem Mainstream abgewandte Gruppen und Sänger vorstellen, als auch die Schwächen, Fehler und die Ironie der heutigen Populärmusik aufzeigen. Diese wollten wir auch in unserer ersten Ausgabe angreifen. Passend hierfür schien uns das DJ Bobo Konzert in der oldenburger Weser-Ems-Halle zu sein. Noch neu auf diesem Gebiet der Berichterstattung vereinbarten wir als ersten Anfang einen Termin mit einer der Vorgruppen, genauer gesagt mit Natascha Wright (Sängerin mit zwischenzeitlich zwei Hampelmännern als Hintergrund). Die Vorankündigung der Werbeagentur war vielversprechend. Schön, talentiert und auch noch intelligent sollte sie sein. In Folge der plumpen Informationsbeilage wurden wir skeptisch, so viele Vorzüge besitzen nur wenige auf dieser Welt - wir natürlich, aber unsere gute Natascha? Vor der Weser-Ems-Halle erschien uns noch alles bestens; zwischen zum Teil kreischenden, hin- und herstürmenden Teeniemassen bahnten wir uns, natürlich pünktlich, einen Weg zum Hintereingang, um dort - welch eine Organisation - um eine Stunde vertröstet zu werden. Aber wir sind ja nicht nachtragend. Dann, um eine Erfahrung mit einem gutgebauten Türsteher reicher und nach endlosen Katakomben, waren wir da_ Sie machte die Tür auf und schon mußten wir ihr die ersten Pluspunkte zugestehen; sie sah gar nicht so doof aus wie sie sein sollte - aber dem ersten Eindruck soll man ja eh nicht trauen. Dann das Interview, doch so sehr wir uns auch Mühe gaben, die Antworten von der durchaus charmanten Natascha waren durchgängig akzeptabel. Ein paar Fakten: Aus Amsterdam kommend ging sie, animiert durch den Kirchlichen Gesang ihrer Eltern (haha), drei Jahre auf die Musik-Akademie in Hilversum und erhielt privaten Musikunterricht. Die Höhepunkte in ihrer Laufbahn waren unter anderem die Zusammenarbeit mit Berühmtheiten wie Hadaway und Boney M. (als Sängerin auf ihren Welttourneen) oder La Bouche. Erfahren scheint sie ja zu sein, aber reicht das aus? Vom Inhalt ihrer Texte her gesehen ist sie jedenfalls auf dem besten Weg zur breiten Masse. Genau so wie alle Stars, oder zumindest wie viele, singt sie nur über immer angesagte Themen wie die Liebe und _, korrekt und Einheitlich (endlich mal ein Minuspunkt). Doch auch dieses kann sie, fast poetisch, begründen - denn nur dem der schon oben steht wird zugehört, deswegen müsse sie erst einmal nach oben kommen. Wollen wir nur hoffen, daß sie nicht zum Wolf im Schafspelz wird, welcher nachher selber Gras frißt. Politisch ist sie jedenfalls schon angepaßt genug. Mit Kindern und Tieren nannte sie uns zwei wichtige, und vor allem aktuelle Hauptinteressen. Positiv ist zumindest, daß sie von Kohl keine Ahnung hat. Mit dem Lied "What's the way to your heart" versucht sie den Weg in die Herzen ihrer Fans zu finden, zu mindest in Oldenburg gelang ihr dieses noch nicht so gut - was wohl auch an den vertretenen Oldenburgern lag. Dies soll aber keine Beleidigung sein, denn mindestens die Hälfte der Anwesenden kam nach eigenen Angaben gar nicht aus Oldenburg. Es bleibt abzuwarten, ob das von JAM unterstützte Lied ihrer Karriere behilflich sein wird, denn bekanntlicherweise finden die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln. Wenn man aber nun nicht dumm ist? André Berthe und Eric Sohns
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