Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/96      Seite 3
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Tag mit großem Bahnhof?

Tag des ausländischen Mitbürgers, Tag des Flüchtlings.

Viele Titel, viele Meinungen, verschiedene Motive, viel Kritik - immer erwünscht, notwendig, oft begründet, manchmal auch kontraproduktiv und ideologisch-puristisch. Und da gibt es auch noch andere Tage des Soundso: Tag des Vaters, Tag der Mutter, Tag des Behinderten, Tag des Baumes und natürlich haben alle diejenigen Recht, die sagen, daß das Feiern dieser Tage auch die Gefahr des "Abfeierns" und die Funktion des Feigenblattes habe. Da die Medaille allerdings zwei Seiten hat, wagen wir uns auf das Glatteis und nehmen im Rahmen der bundesweit stattfindenden Interkulturellen Woche (29.09.-05-10.96) die Gelegenheit für verschiedene Veranstaltungen wahr. Den inhaltlichen und terminlichen Schwerpunkt haben wir - im vollen Bewußtsein der Gratwanderung - auf den 3.Oktober gelegt. Das Motto diesesTages haben wir auf unser Thema hin erweitert und nun ist die Feststellung und vermeintliche Tatsache der Einigkeit und des Rechtes und der Freiheit ... zur Frage mutiert: ... für alle Menschen - auch in Oldenburg ?! Der Vorbereitungskreis hat ein breites Programm zwischen einerseits "üblichen"Angeboten wie Livemusik und Tanzdarbietungen von Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Ländern, Kulinaria, Informations- und Verkaufständen und andererseits in diesem Rahmen weniger gebräuchlichen Unternehmungen wie die Podiumsdiskussion im Bahnhofsrestaurant um 18 Uhr mit Vertretern der Ratsfraktionen und im Rat vertretenen Gruppen zu Fragen u.a. der politischen Beteiligung von Migrantinnen und Migranten in Oldenburg,der Städtepartnerschaften und Vernetzung kommunaler Verwaltungen unter dem Aspekt Migration und Flucht, über kommunale Anti-Diskriminierungskampagnen und die Frage nach Abschiebung oder freiwiller Rückkehr bosnischer Flüchtlinge.Das Bahnhofsmanagement und die Pächterversammlung haben für den gesamten Bahnhofsinnenbereich ihre Kooperation und die Bereitstellung technischer Infrastruktur zugesagt, so daß wir auch in der Lage sein werden, über die bereits bestehende Großbild-TV-Anlage Filme vorzuführen.Neben Meinungswänden, Meckerecken, und audiovisuellen Interviews mit Teilnehmenden und Passanten, bzw. Reisenden werden sich sicherlich auch spontane Ideen verwirklichen lassen. Wir hoffen auf engagierte und neugierige, schonungslos-kritische, aber konstruktiv-teilnehmende Kritik von innen wie von außen und natürlich auch auf genußfähige- und "leichtsinnige" Beteiligung. Noch einmal: Wir sind der Auffassung, diesen Tag nicht einfach der einheitstaumelnden Öffentlichkeit und Administration überlassen zu dürfen, sondern wollen ihn "benutzen", Widersprüche in Anspruch und Wirklichkeit auch der lokalen Politik und des Gemeinwesens aufzudecken und zu verändern. Ob das gelingt, wird sich zeigen, aber bekanntermaßen läßt sich aus Erfahrungen lernen.

Ach, ja - Zum Vorbereitungskreis gehören neben IBIS - Interkulturelle Arbeitsstelle e.V.: Verein Demokratischer Ivorer e. V., Flüchtlingscafé, Ausländergruppe der JVA, Kulturforum der yezidischen Glaubensgemeinschaft e.V., Kirchengemeinde Osternburg, Kurdisch-Deutscher Freundschaftsverein e.V., Flüchtlingsberatungsstelle des Diakonischen Werkes, Beratungsstelle für ausländische Frauen und Mädchen und Internationale Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt, Verein für interkulturelle Begegnung e.V. (V.I.B.), Europäische Interkulturelle Kommunikation (E.I.K.), Evangelische Studentengemeinde, Universität Oldenburg, Projekt Flüchtlingssozialarbeit.

Die Koordination hat IBIS - Interkulturelle Arbeitsstelle e.V., Auguststr. 50 (in den Räumen des Dritte-Welt-Ladens) übernommen und wir wünschen, daß dieser Zusammenschluß nicht nur eine kurzlebige Angelegenheit bleibt, sondern den Auftakt darstellt für eine zukünftig beständige Zusammenarbeit und gemeinsames Engagement zu den Themen Migration, Flucht, Rassismus, Diskriminierung und Süd-Nord. Zur Mitarbeit jetzt und später laden wir ein: Tel.: OL - 9736073 oder Fax: OL - 9736075.

Uwe Erbel


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