Ausgabe 5/96 | Seite 14 | |||||
Menschenrechtsseminar in Oldenburg"Peace Brigades International stellen Arbeit in Lateinamerika, Sri Lanka und Kanada vor Oldenburgerin in Guatemala Debora Guzman ist Gewerkschafterin in der kleinen Textilfabrik in Guatemala. Sie und ihr Lebensgefährte, der sich ebenso engagiert, werden seit langer Zeit wegen dieser Arbeit bedroht und verfolgt. Anonyme Briefe fordern zur Einstellung ihres Engagements auf: beide hatten die Einhaltung von Arbeitsschutzgesetzen, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen (zum Beispiel Einführung von Pausen) und Abfindungen für willkürlich entlassene ArbeiterInnen verlangt. Debora wurde dafür von schwer bewaffneten Männern zusammengeschlagen und einmal 24 Stunden lang entführt. Seitdem wird Debora und ihre Familie Tag für Tag von einem Freiwilligen der Peace Brigades International (PBI) begleitet. Die internationale Nichtregierungsorganisation arbeitet seit 1983 in Guatemala und wurde dort auf Anfrage dortiger Menschenrechtsorganisationen mit ihrem "gewaltfreien Begleitschutz" tätig. Die Idee ist zunächst einfach: Regierungen sind um ihr internationales Ansehen bemüht. Länder, in denen die meiste politische Gewalt von staatlichen Organen oder mit staatlicher Duldung geschieht, sind daher bemüht, daß Menschenrechtsverletzungen kein internationales Aufsehen erregen. Die bloße Präsenz eines internationalen Beobachters, der an die Informationsquellen des Auslands rückgekoppelt ist, treibt den politischen Preis der Gewalttaten so sehr in die Höhe. Die Hemmschwelle steigt dadurch. Menschenrechtler und andere Aktive gewinnen mehr Freiraum für ihre Arbeit. Für Deboras Familie ist das Grund, ihre Arbeit für die Rechte ihrer Mitmenschen zunächst fortzusetzen. "Auf diese Weise wollen wir die Gruppen stärken, die für eine zivile Gesellschaft mit gewaltfreien Mitteln kämpfen" sagt die Berlinerin Barbara Unger, die 1993/94 als Freiwillige der PBI in Guatemala war. Für sie ist die Stärkung neuer Formen der Konfikktlösung der einzige dauerhafte Ausweg aus dem Bürgerkrieg, der seit über 30 Jahren in Guatemala tobt. Die Mitglieder der PBI-Teams in Guatemala, Haiti, Kolumbien, Nordamerika (dort v.a. in Konflikten indianischer Gruppen) und Sri Lanka sind allesamt Freiwillige - zumeist aus Europa und Nordamerika, aber auch aus Australien, Japan, Südamerika und Indien, wo die Idee "gewaltfreier Friedensarmeen" erstmals von M. K. Gandhi angedacht und nach seinem Tod auf lokaler Ebene umgesetzt wurde. Zur Zeit befinden sich zwei Deutsche im Kolumbienteam, drei arbeiten in Guatemala - darunter auch die Oldenburgerin Alexandra Hättig. PBI hat dies zum Anlaß genommen, für alle Interessierten mit Unterstützung der ESG ein "Schnupper-" Infoseminar in Oldenburg zu veranstalten. Ehemalige Freiwillige stellen die derzeitigen Projekte, die PBI-Beteiligung am Balkan Peace Team in Ex-Jugoslawien und das "Erkundungsprojekt Chiapas" vor. Anmeldungen bei PBI-Dt. Zweig, Chemnitzstr. 80, 22767 Hamburg, 040-3806903 oder U. Albers Tel. 0441-71738
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