Radio-Frequenzen für Oldenburg
SozialhilfeempfängerInnen sparen
für Israel
Natürlich nicht für den eigenen Flug, und
auch nicht freiwillig. Aber alles der Reihe
nach:
Im Stachel 11/95 berichteten wir, daß der 2.
Bürgermeister Rolf F.
Müller mit seinem Wunsch, Wandscher und
Holzapfel nach Israel zu begleiten, folgenden
Beschluß des Ausschusses für Städtepartnersch
aft ausgelöst hatte: Neben den Stadtoberhäupt
en sollte auch jede Ratsfraktion eine/n
Vertreter/in nach Mateh Asher entsenden;
insgesamt sollten acht VertreterInnen
Oldenburgs zur Unterzeichnung der
Städtepartnerschaft nach Israel reisen.
Ursprünglich waren nur zwei vorgesehen, aber
CDU und SPD hielten die Mehrkosten für
angebracht, um den Parteiproporz zu wahren
und auch den Vorsitzenden des Ausschusses zu
berücksichtigen.
Rolf F. Müller ist inzwischen (genervt?) von
der Reise zurückgetreten (hoffentlich nicht
wegen unseres bösen Kommentars). Im
Sozialausschuß bekundeten SPD und CDU am
11.1.96 einhellig die Absicht zu sparen. Sie
kürzten die Bekleidungsbeihilfe für
SozialhilfeempfängerInnen von 510 DM auf 490
DM. Bei sich allerdings sahen diese
Fraktionen das nicht so eng: Am 14.1.
entflogen acht OldenburgerInnnen nach Israel,
und nur eine bezahlte die Reise selber: die
Grüne Vertreterin Hiltrud Neidhardt.
Kurz vor dem Abflug wandte sich diese an die
Presse und gab empört weitere interessante
Details bekannt: Erst zwei Tage vor der
Abreise habe sie das Reiseprogramm erhalten.
Es liegt die Vermutung nahe, daß diese späte
Information einen nützlichen Effekt haben
sollte; denn "anstatt den Partnerkreis
kennenzulernen, toure die Truppe mit dem Jeep
durch die Negev-Wüste oder besuche Jer
usalem", teilte die Grüne mit. Für diesen
kostenlosen Israel-Tourismus hat Frau
Neidhart kein Verständnis. Sie sieht mehr
Sinn darin, in Mateh Asher das Museum für
Ghettokämpfer zu besuchen oder sich dort mit den
Menschen zu unterhalten, von denen viele aus
Deutschland stammen. Deshalb will sie die
Delegation am Jerusalemer Flughafen verlassen
und allein direkt nach Mateh Asher
fahren.
Ob sich die übrige Delegation von der Haltung
der Ratsfrau beeinflussen läßt ? Wir sind
gespannt auf das Dementi der Stadt zu ihrer
Presseinformation. Doch vorläufig können die
Stadtoberen ganz gelassen reagieren: Von den
220 000 DM, die 1996 bei der Bekleidungsbeihi
lfe eingespart werden sollen, wird sicher
noch einiges für weitere Reisen übrig bleiben
!(Zitate nach der NWZ vom 13.1.96)
Diese Veröffentlichung unterliegt dem
Impressum des Oldenburger Stachel.
Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.
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