Oldenburger STACHEL Nr. 240 / Ausgabe 12/02      Seite 15
 
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Oldenburg Arte - eine Nachlese

Künstler stellt Strafanzeige wegen Betrug

Im September fand die Oldenburg Arte statt. Während der Veranstalter, das City-Management Oldenburg (CMO) Briefe verschickt, die eine erfolgreiche Oldenburg Arte feiern, stellt der Oldenburger Künstler Strafanzeige wegen Betrug, arglistiger Täuschung, Steuerhinterziehung und Nötigung. Aber wo liegt die Wahrheit? Das CMO, die Stadt Oldenburg und der Schirmherr, der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel verletzen bisher erfolgreich das Urheberrecht der bildenden KünstlerInnen. Der Kulturausschuß der Stadt Oldenburg schaute zu und der BBK ist stolzer Partner des CMO.

Wie hat sich das CMO die Partnerschaft mit den KünstlerInnen vorgestellt. Für die KünstlerInnen hat sie den Tom-Sawyer-Archetyp parat. Ich denke, die meisten Menschen erinnern sich an die Geschichte mit dem Zaunstreichen. Da Tom keine Lust dazu hatte, hat er seine "Kumpels" überzeugt, daß es ganz toll ist den Zaun anzustreichen. Er verkauft die Berechtigung, ein Stück Zaun streichen zu dürfen, an seine Kumpels, die dann mit großer Begeisterung den Zaun angestrichen haben. Die kleinen Maler sind heute noch so begeistert wie damals, oder haben sie inzwischen bemerkt, daß sie einem abgefeimten Betrüger und Rosstäuscher zum Opfer gefallen sind?

Wenn man den ver.di-Tarifen glauben darf, sind cirka 60.000,- Euro geldwerte Leistung von den bildenden Künstlern geflossen.

Für Tom war die Oldenburg Arte also sehr erfolgreich. Für die KünstlerInnen eher nicht, aber sie sind auf dem besten Weg ihre Würde zu verlieren. Mit vorauseilender Gefälligkeit gibt es keine angemessene Vergütung, die den Künstlern aber laut Urheberrecht seit Juli 2002 zusteht.

Vor dem neuen Urheberrechtsgesetz war es so, daß alle, die an einer Kunstausstellung mitwirken, so die Spediteure die Versicherungen, die Kataloghersteller, die Reinigungskräfte, das Wachpersonal, die wissenschaftlichen Mitarbeiter Geld bekamen. Nur für die bildenden Künstler gab es nichts.

Jetzt, nach dem neuen Urheberrecht, soll es so sein: "Wer Kunst und Kultur für wichtig hält - und die Bundesregierung tut das - wird mit uns dafür sorgen müssen, daß kreative Arbeit auch ihren angemessenen Lohn findet." (Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesjustizministerin)

Warum die Oldenburg Arte nicht in Rechtstreue durchgeführt wurde, bleibt bei so viel Politprominenz rätselhaft, zumal das niedersächsische Landesgesetz Artikel 6 sagt: "Das Land, die Gemeinden und Landkreise schützen und fördern Kunst, Kultur und Sport."

Es sollte doch wohl üblich und redlich in unserer Demokratie sein, daß ein Ministerpräsident und ein Oberbürgermeister sich in Rechtstreue üben und keine Kunst- und Kulturveranstaltungen unterstützen, die ein Veranstalter durchführt, der nicht in Rechtstreue arbeitet.

Der Kunstverein "vasistas" e.V. sucht KünstlerInnen, die für ihre Rechte eintreten, damit eine Sammelklage gegen das CMO vorbereitet werden kann. Adresse: Kunstverein "vasistas" e.V., Steinweg 18, 26122 Oldenburg, Tel: 0441-592337.

 

 
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