Oldenburger STACHEL Nr. 234 / Ausgabe 5/02      Seite 16
 
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Castor in Oldenburg gestoppt

Morgens, 7.10 Uhr, die Woche beginnt gut ... Leichter Dunst liegt noch in der Luft, die Vögel zwitschern, das Leben ist schön ... Erwartungsvoll stehen wir hinter den Büschen und zählen die Minuten. Wenn der Zug pünktlich ist, dann geht's jetzt gleich los. Der Countdown läuft. Losgehen oder noch warten, das ist hier die Frage! Plötzlich: Ein lautes Hupen. Jetzt fragen sich wohl die ganzen Leute im Wohnviertel, was das soll, aber wir wissen's: Das ist der Castor, der gerade vorgewarnt wurde. Also: Raus auf die Schienen!

Gestern abend noch hatte ich Horrorbilder im Kopf: Wie der Zug auf uns zu rast, möglicherweise ist mensch da völlig gelähmt - der Zug im Kopf schneller als ein ICE, ohjeh ...

Heute morgen sieht alles ganz anders aus: Es ist ein wunderschönes Bild, wie der Zug langsam näher kommt, wie in Zeitlupe; und so früh morgens ist die Welt eigentlich sowieso immer in Ordnung (Hm, Tipperline gehört nicht zu den FrühaufsteherInnen ...) - aber wird er auch anhalten?

Und dieses Hupen! Total surreal das Ganze, und einfach toll. Zum Glück haben wir Leute mit Videokamera dabei, die hoffentlich dafür sorgen werden, daß auch andere an dieser Freude Anteil haben können. Einstweilen versuche ich es im Text und mag jetzt - am Abend - gar nicht so eine coole Mitteilung schreiben, wie es eigentlich üblich ist, denn die würde doch gar nichts davon vermitteln, wie es wirklich ist, wenn so ein Zug auf eineN zufährt. Und außerdem haben wir grade ein bißchen gefeiert. Also:

Der CASTOR stand in Oldenburg ca. 15 Minuten lang. Davor auf den Schienen 11 Menschen in einer Sitzblockade, 2 Leute mit Videokameras, die das ganze dokumentieren, 2 Leute, die vorgewarnt haben und unterwegs Streckenposten.

Es ist nämlich nicht so, daß wir darauf warten müßten, daß der CASTOR ins Wendland fährt - uns ist es ganz egal, von wo nach wo sie den strahlenden Schrott transportieren, denn sie sollen einfach aufhören, ihn zu produzieren!

Wir haben uns von den Schienen tragen lassen, anschließend wurden die Personalien aufgenommen, wer Lust und Zeit hatte, hat noch zusammen gefrühstückt, und gleichzeitig ging die Pressearbeit los. Schneller in dieser Hinsicht war jedoch die Polizei - noch während der Personalienaufnahme hörten wir, daß die Meldung bereits über Rundfunk gelaufen sein soll. Vorbeifahrende RadfahrerInnen begrüßten die Aktion teilweise ausdrücklich, und auch beim Rückzug ins Wohngebiet gab's erstmal 'ne freundliche Begrüßung von einem Nachbarn.

Dies ist nur ein gutgelaunter erster Eindruck. Liebe Grüße an den Rest der Welt.

Maike

 

 
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