Oldenburger STACHEL Ausgabe 3/02      Seite 5
 
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F.O.R.T.-Gruppenneugründung in Bremen

Die Abkürzung F.O.R.T. kommt aus dem Holländischen und steht für "Frauen üben Radikale Therapie", wobei radikal im Sinne von "zu den Wurzeln gehend" zu verstehen ist. F.O.R.T ist eine selbstorganisierte Frauengruppe, in der Frauen sich selbst besser kennenlernen und gegenseitig dabei unterstützen können, das für sich zu bekommen, was sie brauchen - also so etwas wie eine Selbsthilfe- und Selbsterfahrungsgruppe, allerdings kein Therapie-Ersatz. Im STACHEL habe ich vor einiger Zeit (Ausgabe 7-8 2000) schon einmal in einem Artikel über F.O.R.T. berichtet, wovon ich Auszüge hier wieder aufnehme. Momentan besteht nämlich die Möglichkeit, sich einer neuen F.O.R.T.-Gruppe anzuschließen, die sich gerade in Bremen gründet.

Doch nun erstmal Näheres darüber, was F.O.R.T. eigentlich ist oder sein kann:

F.O.R.T. läßt sich beschreiben als eine feste Frauengruppe, die sich regelmäßig einmal die Woche trifft, und in der sowohl Raum für die Auseinandersetzung mit ganz persönlichen Themen ist, als auch die Wahrnehmung und Bearbeitung von Vorgängen und Beziehungen innerhalb der Gruppe geübt werden. Es wird die Möglichkeit gegeben, an eigene Gefühle heranzukommen - frau unterstützt sich gegenseitig, um eigene Lösungen zu finden. Bei der Arbeitszeit für eigene Themen kann jede Frau selbst bestimmen, was und wieviel sie bearbeiten möchte und auf welche Weise.

Besonders gut hat mir an dem, was ich über F.O.R.T. gehört habe, gefallen, daß es eine bestimmte Struktur und eine "Ritualisierung" im Ablauf der Treffen gibt. Damit meine ich, daß zum Beispiel teilweise in "Runden" gesprochen wird, wo der Reihe nach jede Frau zu Wort kommt, ohne von anderen unterbrochen zu werden, daß mit Rücksicht auf die anderen auf die Zeit geachtet wird, so daß jede Frau gleich viel Raum und die Chance auf Redezeit bekommt, und daß auf jedem Treffen auch über gute Neuigkeiten und darüber, wie frau die anderen Gruppenmitglieder wahrnimmt, geredet wird. Letzteres findet ganz konkret in verschiedenen, z.T. aufeinanderfolgenden Runden statt. Bei "Gutes und Neues" hat jede Frau Gelegenheit, über Erfreuliches seit dem letzten Treffen zu berichten. In der "Gespinste"-Runde kann frau vage Vermutungen, die sie von den übrigen Frauen auf dem Treffen hat, äußern, die dann von der betreffenden mit "stimmt", "stimmt nicht", "stimmt teilweise" oder "vielleicht" beantwortet werden können. Diese Runde dient dazu, die eigene Intuition zu schärfen und Klärungen zu schaffen. In der "Groll"-Runde und in der "Schmuser"-Runde, die den Abschluß bilden, können die Frauen sich gegenseitig sagen, was sie am Verhalten der anderen stört oder was sie gut finden an der anderen. Hier gibt es bestimmte Regeln, die dafür sorgen sollen, daß sich keine verletzt fühlt. Frau sagt zum Beispiel: "Ich habe einen Groll für ..." und erzählt dann, was sie gestört hat oder stört. Die Antwort darauf lautet: "Ich habe deinen Groll gehört," was verdeutlicht, daß der Groll erst einmal bei der Frau ist, die ihn geäußert hat. - Grolle können mir Aufschluß darüber geben, wie ich von der anderen wahrgenommen werde und wie ich, wenn ich es will, ihr entgegenkommen kann. Die "Schmuser"-Runde ist dazu da, sich zu sagen, was einer an der anderen gefällt. In manchen F.O.R.T.-Gruppen gibt es dafür die Antworten "schmeckt gut" oder "schmeckt nicht", je nachdem, ob frau sich mit dem, wofür sie "geschmust" wurde, selbst wohlfühlt oder nicht. Es kann auch "Schmusebedarf" angemeldet werden, wenn eine Frau noch mehr "Schmuser" haben möchte! Bei F.O.R.T. wird aber nicht nur geredet, zur Auflockerung kann es auch Spiele und Körperübungen geben. Die Treffen sind für gewöhnlich abends und dauern ungefähr drei Stunden, jeweils zwei Frauen aus der Gruppe machen die Vorbereitung.

Die Form einer F.O.R.T.-Gruppe unterscheidet sich vielleicht von anderen Gesprächs- oder Selbsthilfegruppen in der Hinsicht, daß sie verbindlicher ist. Um eine Art geschützten Rahmen zu bieten, müssen die Frauen damit einverstanden sein, ein Jahr lang in der Gruppe zu bleiben. Das hat mich zunächst etwas abgeschreckt, aber ich verstehe, daß damit sichergestellt werden soll, daß Frauen, die für sie wichtige Themen in Angriff genommen haben, nicht plötzlich allein dastehen, weil die Gruppe abbröckelt und sich auflöst. Genauso können Frauen eigentlich auch nicht zu einer bestehenden F.O.R.T.-Gruppe dazustoßen, denn für den Gruppenprozeß und ein Einspielen aufeinander ist Beständigkeit wichtig. Eine gute Gelegenheit, in eine F.O.R.T.-Gruppe zu kommen, ist es also, sich bei einer Gruppenneugründung anzuschließen. Die Möglichkeit dazu besteht ab sofort in Bremen! Es hat bereits ein allgemeines Infotreffen zu F.O.R.T. am 3.3.02 gegeben. Demnächst werden zwei intensive Einführungswochenenden von Frauen aus bestehenden F.O.R.T.-Zusammenhängen gegeben, bei denen die Strukturen und Spielregeln gelernt und eingeübt werden.

Die Wochenend-Einführungstreffen finden vom 5.-7. April und vom 10.-12. Mai in der Umgebung von Bremen statt und werden jeweils nicht mehr als 50,- Euro kosten.

Nähere Informationen gibt es bei Bettina Görg unter Tel. 0421-5962739, hier können interessierte Frauen sich auch anmelden (bitte möglichst bald, am besten schon bis zum 17.3.!).

Die regelmäßigen Gruppentreffen werden sehr wahrscheinlich in Bremen stattfinden, weil bei dem Infotreffen zum größten Teil Bremerinnen da waren. Wenn wir zu mehreren aus Oldenburg dazukommen, könnten wir uns allerdings gut zu Fahrgemeinschaften verabreden oder auch gemeinsam mit dem Zug fahren.

Regina Terhaerst

 

 
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