Ausgabe 1/02 | Seite 7 | |||||
Hölle am Himmel
Warum das World Trade Center so einstürzte
Aus einer Dokumentation des ZDF:
Neue Technologien ließen die Konstrukteure in neue Dimensionen vorstoßen. Ein Projekt der Superlative: Wolkenkratzer, höher und größer als die Welt sie je gesehen hatte. ... Neue Beweise legen den Schluss nahe: ihre spezielle Bauweise machte die Twin Towers besonders anfällig für einen solchen Anschlag, ließ sie in diesem gespenstischen Nichts aus Schutt und Asche versinken. ... Bis heute weiß niemand genau, wie viele Menschen dieser Albtraum aus Stahl und Beton unter sich begraben hat. ... Eigentlich liegt auf der Hand, dass die Türme einstürzen mussten: große Flugzeuge waren in sie hinein gerast, vollgetankt mit Kerosin, fliegende Bomben. Doch: wären auch andere Wolkenkratzer ebenso schnell und ebenso restlos in sich zusammengefallen? ... Das World Trade Center ... Das der Reader's Digest das ^Größte Bauprojekt seit den Pyramiden' nannte." (Vielleicht auch ein Zeichen von Größenwahn? D.TipperIn) ... "Die meisten Wolkenkratzer werden auf Stahl- oder Betonrahmen gebaut, welche aus einem Gitter von Säulen und Balken bestehen, die durch das ganze Gebäude laufen. Das World Trade Centre war anders. Ingenieure nennen das eine Hohlkastenkonstruktion. Es war ein sehr starkes Geflecht aus Stahl, das die Außenwand umschloss. ..." Das Gebäude mußte einer Windlast von 13.000 Tonnen trotzen, das ist mehr Energie, als anderenorts von Gebäuden bei Erdbeben aufgefangen werden muß. Das Gebäude sollte dem Aufprall einer Boeing 707 standhalten. Doch bereits dabei wurde ein Brand des Kerosins nicht berücksichtigt. Die 767 ist jedoch viel größer und kann mehr tanken. Durch den Brand verlor der Stahl seine Tragfähigkeit. Erschwerend kam hinzu, daß die einzelnen Etagen als Hängeböden in die "Hohlkastenkonstruktion" eingebaut waren. "Jetzt rächte sich, was zuvor als genial und bahnbrechend empfunden worden war: die Vorgabe, möglichst große, offene Büroflächen zu schaffen, hatte alle Fluchtwege im Kern konzentriert. So waren sie alle mit einem einzigen Schlag blockiert. Alle über dem 75. Stock im Südturm und über dem 93. im Nordturm waren in der Flammenhölle gefangen. Gleichzeitig wurden auch die Aufzugschächte unbrauchbar. Tonnenweise floss Flugbenzin hinein und entzündete sich explosionsartig. Wie durch gewaltige Kamine wurde der Feuerball durch die Stockwerke gesogen. ..."
Ein Feuerwehrmann:
O-Ton Vincent Dunn (New Yorker Feuerwehrchef a.D.)
O-Ton Prof.Eduardo Kausel (Massachusetts Institute of Technology, MIT Die Bodenkonstruktion war für die 60er Jahre sehr ungewöhnlich. Statt der dicken Stahlbalken, die man normalerweise benutzte, wurden die Fußböden durch leichtgewichtige Konstruktionen gestützt, sogenannte Gitter- oder Hängewerke. Darüber wurde eine Stahldecke gelegt.
O-Ton Vincent Dunn Hängekonstruktionen sind extrem belastbar für ihr Gewicht. Aber weil sie so leicht gebaut sind, erhitzen sie bei einem Feuer sehr schnell. Und wenn der Brandschutz fehlt, verformen und verbiegen sie sich sehr rasch. Das macht sie gefährlich, das führte als erstes zu dem Inferno, das in den Türmen wütete. Das ließ sie schließlich einstürzen. Als die ersten Fußböden nachgaben und wegsackten, begann die letzte schreckliche Phase des Horrorszenarios. Bei dieser Bauweise bedeutete das Wegbrechen eines so wichtigen Elements, dass die gesamte Konstruktion mit 120 Stockwerken instabil wurde.
Autoren: Ben Bowie, Philip Wearne
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