Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/01      Seite 8
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Der Grund, auf dem wir wandeln

oder: welchem Bodenbelag ist zu trauen?

In der letzten Woche war ich schuhlos. Barfuß von den Holzdielen des Bauwagens durch (nasses) Gras und über Holpererde ... Das hat mir gut getan. Der Schnupfen kam - und ging auch wieder. Durchatmen. Ich bin ein bischen neu gegründet.

Worauf laufe ich eigentlich sonst herum?

Zuhause angekommen steht ein neuer Bodenbelag für die Stube an. Keine Knete - also wieder Laminat wie bereits im Kinderzimmer? Die Beschaffenheit des Bodenbelags bestimmt zum großen Teil das Raumklima. In den meisten Geschäften, im Bus, im Zug, selbst in der Verbraucherzentrale (doll muffts auch im Geschäft dadrunter, d.Tipper) stänke dieses zum Himmel - wenn sich die Fenster öffnen ließen... Zurück zum

Laminat -
Superboden zum Superpreis?

1999 wurden davon 40 Millionen qm in Deutschland verkauft. (...1000 Fliegen können nicht irren?) Laminat hat mit Holz nur insofern zu tun, als für seine Mittelschicht Holzwerkstoffe (d. h. Faser- oder Spanplatten) verwendet werden. Eine Firma gibt an, hierfür 70 % aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu nehmen; doch dadurch wird es leider kein ökologisches Produkt.

Die Deckschicht besteht aus bedruckten und in synthetischem Melaminharz getränkten Papierlagen. Im Overlay ist zudem Korund enthalten - ein extrem hartes Mineral, das vor allem für die Abriebfestigkeit bürgt. Trotz der augenscheinlichen Versiegelung werden nicht nur an den Kanten halogenorganische Verbindungen abgegeben, die sich im Organismus anreichern. Ausgerechnet das Elesgo - Laminat, das "arm an Formaldehyd" sein soll, gibt (laut Öko-Test 10/00) am meisten krebserregende und reizende Stoffe ab. Und das mit Abstand Teuerste gehört zu den 10 völlig Inakzeptablen. Keins der von Ökotest geprüften 16 Laminate sind zu empfehlen. Die Abriebfestigkeit ist zwar extrem hoch, doch auf eine Garantie kann man sich bei Kratzern und Feuchtigkeitsschäden nicht berufen.

Plastikoberflächen können das Raumklima nur schwer regulieren. Zudem kann die elektrostatische Oberflächenspannung (mit starker Staubanziehung - hust...) eine Art künstliche Gewitterstimmung (Stichwort Atmospherics, d.Tipper) im Raum erzeugen, auf die so manche mit Kopfschmerz reagieren. Und von Rutschfestigkeit kann keine Rede sein.

Mit Parkett ist's doch nett?

Fertig - und Stabparkette werden industriell hergestellt. Zumindest die Oberfläche besteht aus Holz und ist fertig behandelt. Eine positive Bewertung kann nur dann stattfinden, wenn eindeutige Informationen über die verwendeten Lacke und Leime vorliegen. Kunstharzkleber sind aus baubiologischen Gründen nicht zu empfehlen. Das Arbeiten des Holzes (Quellen und Schwingen) ist normal, wird aber im Zeitalter von Kunststoff und "perfekter" Technik oft als Fehler angesehen, da andere Anforderungen an das Material gestellt werden, als dieses natürlicherweise erfüllen kann.

Massivdielen - kosten Geld, sind jedoch äußerst langlebig; sozusagen bodenständig. Aus Fichte oder Kiefer, mit Nut und Feder, werden sie auf eine Unterkonstruktion aus Lagerhölzern genagelt. Sie können immer wieder abgeschliffen, gewachst oder gelaugt oder versiegelt werden. Eine Fugenbildung muß neben allen positiven Aspekten in Kauf genommen werden (und selbst diese hat gute Seiten).

Korkboden ist immer zu loben?

Die Rinde der Korkeiche wird hierzu geschält und gemahlen. Unter Zugabe von Natur- oder Kunstharzklebern werden die Korkplatten hergestellt, deren Oberfläche beim Kauf meist schon behandelt ist (mit PU - Lacken, oder sogar beschichtet mit einem transparenten PVC -Belag). Kork muß grundsätzlich verklebt werden.

Beim Teppichboden gehn leicht die Haar' nach oben d. Tipper ;-)

Auch bei Teppichböden ist die Verklebung (so sie denn nötig ist) ein kritischer Punkt. Bei Kunstfaseranteilen kommt es häufig zu elektrostatischer Aufladung, was der Verkäufer schriftlich garantiert ausschließen sollte. Viele Teppichböden haben einen Haftgrund aus geschäumtem Kunststoff: von PVC bis Naturlatex. Häufig wird Styrol-Butadin-Latex verwendet, aus welchem sich langsam aber stetig schwerflüchtende Nervengifte (z.B. synthetische Pyrethroide) freisetzen. Leider sind auch Naturfasern und das deutsche Wollsiegel keine reinen Gütesiegel. Die Chemiekonzerne haben ihr ganzes Giftarsenal gegen Motten, Messingkäfer und Schimmelpilzbefall zur Verfügung gestellt. Bei Importware gibt es auch das bei uns verbotene Supergift Pentachlorphenol (PCP). (s. voriger Stachel: "untragbare Kleidung"). Und beim Teppich läßt sich die chemische Ausrüstung nicht gut rauswaschen. Selbst das GUT-Siegel (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden, gegr. 1990) fiel in Ökotest durch, da die Grenzwerte für Pestizide zu hoch angesetzt sind.

Sei's drum - Linoleum

Linoleum besteht aus Leinöl, Baumharzen, Holz-, Kork- und Kalksandsteinmehl, Kaliumpermanganat, Farbpigmenten und Jutegewebe. Es ist elastisch, hermetisch dämmend, lichtecht, verschleißfest, schwer entflammbar und von Natur aus permanent antistatisch und bakteriostatisch. Der Eigengeruch durch Fettsäureabkömmlinge verfliegt ohne Gefährdung. Es kann unbedenklich entsorgt oder deponiert werden. Bei der Reiniging allerdings keine Schmierseife verwenden, da zu stark alkalische Mittel (ph-Wert > 9) die natürlichen Grundstoffe angreifen und den Belag zerstören können. Übrigens sind Linoleum - Händler sehr aufgeschlossen, was günstigen Resteverkauf angeht: qm ca. 20 DM ist gut möglich, sonst 50 - 60 DM. Hier ist das Ende des bodenlosen Themas ...

Ulrike Rau

 

 
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