Der Grund, auf dem wir wandeln
oder: welchem Bodenbelag ist zu trauen?
In der letzten Woche war ich schuhlos. Barfuß von den Holzdielen des
Bauwagens durch (nasses) Gras und über Holpererde ... Das hat mir gut
getan. Der Schnupfen kam - und ging auch wieder. Durchatmen. Ich bin ein
bischen neu gegründet.
Worauf laufe ich eigentlich sonst herum?
Zuhause angekommen steht ein neuer Bodenbelag für die Stube an. Keine
Knete - also wieder Laminat wie bereits im Kinderzimmer? Die Beschaffenheit
des Bodenbelags bestimmt zum großen Teil das Raumklima. In den meisten
Geschäften, im Bus, im Zug, selbst in der Verbraucherzentrale (doll muffts
auch im Geschäft dadrunter, d.Tipper) stänke dieses zum Himmel - wenn sich
die Fenster öffnen ließen... Zurück zum
Laminat -
Superboden zum Superpreis?
1999 wurden davon 40 Millionen qm in Deutschland verkauft. (...1000 Fliegen
können nicht irren?) Laminat hat mit Holz nur insofern zu tun, als für seine
Mittelschicht Holzwerkstoffe (d. h. Faser- oder Spanplatten) verwendet
werden. Eine Firma gibt an, hierfür 70 % aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu
nehmen; doch dadurch wird es leider kein ökologisches Produkt.
Die Deckschicht besteht aus bedruckten und in synthetischem Melaminharz
getränkten Papierlagen.
Im Overlay ist zudem Korund enthalten - ein extrem hartes Mineral, das vor
allem für die Abriebfestigkeit bürgt. Trotz der augenscheinlichen
Versiegelung werden nicht nur an den Kanten halogenorganische Verbindungen
abgegeben, die sich im Organismus anreichern. Ausgerechnet das Elesgo -
Laminat, das "arm an Formaldehyd" sein soll, gibt (laut Öko-Test 10/00) am
meisten krebserregende und reizende Stoffe ab. Und das mit Abstand Teuerste
gehört zu den 10 völlig Inakzeptablen. Keins der von Ökotest geprüften 16
Laminate sind zu empfehlen. Die Abriebfestigkeit ist zwar extrem hoch, doch
auf eine Garantie kann man sich bei Kratzern und Feuchtigkeitsschäden nicht
berufen.
Plastikoberflächen können das Raumklima nur schwer regulieren. Zudem kann
die elektrostatische Oberflächenspannung (mit starker Staubanziehung -
hust...) eine Art künstliche Gewitterstimmung (Stichwort Atmospherics,
d.Tipper) im Raum erzeugen, auf die so manche mit Kopfschmerz reagieren.
Und von Rutschfestigkeit kann keine Rede sein.
Mit Parkett ist's doch nett?
Fertig - und Stabparkette werden industriell hergestellt. Zumindest die
Oberfläche besteht aus Holz und ist fertig behandelt. Eine positive
Bewertung kann nur dann stattfinden, wenn eindeutige Informationen über die
verwendeten Lacke und Leime vorliegen. Kunstharzkleber sind aus
baubiologischen Gründen nicht zu empfehlen. Das Arbeiten des Holzes (Quellen
und Schwingen) ist normal, wird aber im Zeitalter von Kunststoff und
"perfekter" Technik oft als Fehler angesehen, da andere Anforderungen an das
Material gestellt werden, als dieses natürlicherweise erfüllen kann.
Massivdielen - kosten Geld, sind jedoch äußerst langlebig; sozusagen
bodenständig. Aus Fichte oder Kiefer, mit Nut und Feder, werden sie auf eine
Unterkonstruktion aus Lagerhölzern genagelt. Sie können immer wieder
abgeschliffen, gewachst oder gelaugt oder versiegelt werden. Eine
Fugenbildung muß neben allen positiven Aspekten in Kauf genommen werden (und
selbst diese hat gute Seiten).
Korkboden ist immer zu loben?
Die Rinde der Korkeiche wird hierzu geschält und gemahlen. Unter Zugabe von
Natur- oder Kunstharzklebern werden die Korkplatten hergestellt, deren
Oberfläche beim Kauf meist schon behandelt ist (mit PU - Lacken, oder sogar
beschichtet mit einem transparenten PVC -Belag). Kork muß grundsätzlich
verklebt werden.
Beim Teppichboden gehn leicht die Haar' nach oben d. Tipper ;-)
Auch bei Teppichböden ist die Verklebung (so sie denn nötig ist) ein
kritischer Punkt. Bei Kunstfaseranteilen kommt es häufig zu
elektrostatischer Aufladung, was der Verkäufer schriftlich garantiert
ausschließen sollte. Viele Teppichböden haben einen Haftgrund aus
geschäumtem Kunststoff: von PVC bis Naturlatex. Häufig wird
Styrol-Butadin-Latex verwendet, aus welchem sich langsam aber stetig
schwerflüchtende Nervengifte (z.B. synthetische Pyrethroide) freisetzen.
Leider sind auch Naturfasern und das deutsche Wollsiegel keine reinen
Gütesiegel. Die Chemiekonzerne haben ihr ganzes Giftarsenal gegen Motten,
Messingkäfer und Schimmelpilzbefall zur Verfügung gestellt. Bei Importware
gibt es auch das bei uns verbotene Supergift Pentachlorphenol (PCP). (s.
voriger Stachel: "untragbare Kleidung"). Und beim Teppich läßt sich die
chemische Ausrüstung nicht gut rauswaschen. Selbst das GUT-Siegel
(Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden, gegr. 1990) fiel in Ökotest
durch, da die Grenzwerte für Pestizide zu hoch angesetzt sind.
Sei's drum - Linoleum
Linoleum besteht aus Leinöl, Baumharzen, Holz-, Kork- und
Kalksandsteinmehl, Kaliumpermanganat, Farbpigmenten und Jutegewebe. Es ist
elastisch, hermetisch dämmend, lichtecht, verschleißfest, schwer entflammbar
und von Natur aus permanent antistatisch und bakteriostatisch. Der
Eigengeruch durch Fettsäureabkömmlinge verfliegt ohne Gefährdung. Es kann
unbedenklich entsorgt oder deponiert werden. Bei der Reiniging allerdings
keine Schmierseife verwenden, da zu stark alkalische Mittel (ph-Wert > 9)
die natürlichen Grundstoffe angreifen und den Belag zerstören können.
Übrigens sind Linoleum - Händler sehr aufgeschlossen, was günstigen
Resteverkauf angeht: qm ca. 20 DM ist gut möglich, sonst 50 - 60 DM. Hier
ist das Ende des bodenlosen Themas ...
Ulrike Rau
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