Ausgabe 4/01 | Seite 7 | |||||
Wie weiter mit dem STACHEL?Mit dieser Ausgabe wurde zum 222igsten Mal eine Zeitung für die Menschen in Oldenburg und nicht zuletzt für das WorldWideWeb (www.stachel.de) produziert. Der STACHEL geht mit dieser Ausgabe in das 20. Erscheinungsjahr. Wieder einmal bietet der STACHEL die Möglichkeit - wenn auch in leider begrenztem Umfang - unzensiert zu veröffentlichen. (Wenn wir hier von der Schere in allen unseren Köpfen - bedingt durch restriktive Gesetzgebung - absehen.) 222mal sind Menschen uneigennützig durch die Stadt gegangen, haben die Augen offen gehalten, Eindrücke gesammelt und diese niedergeschrieben. Dazu kommt das mühseelige und nicht immer erfreuliche Einholen von Werbung. Da gibt es Firmen, mit denen zusammen zu arbeiten auf dieser Ebene durchaus Spaß macht. Immerhin werden über den STACHEL Menschen erreicht, die mit anderen Medien zu erreichen teilweise sogar ausgeschlossen ist. Doch kommt auch ein wenig Bitternis auf, wenn das Wochenende draufgesteckt wird, statt im Kreise der Lieben oder meinetwegen in der Disco den persönlichen Wünschen nachgehen zu können. Natürlich, das ist selbst gewählt. Doch wenn mensch dann mit Entscheidern telefoniert, fast mit schlechtem Gewissen am Sonnabendabend noch einen letzten Versuch startet, um das eine oder andere Nötige abzuklären - und als Antwort bekommt: "Da hab' ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht ... ich bin jetzt 14 Tage auf Lanzarote - Nein, dann eher nicht ...". Na ja gut, da waren andere schneller. Allerdings waren die auch nicht bei wichtigen gesellschaftlichen Prozessen gesichtet, haben sich mehr der eigenen Einkommensverbesserung gewidmet. Doch wenn ich in diesem Zusammenhang feststelle, daß ich gerade bei diesem Gespräch mehr Resonanz erwartet hätte, denke ich, zugleich dankbar den Menschen, die in den vergangenen Monaten zunehmend mehr sich mit Spenden beteiligt haben, wo blieb gerade an dieser Stelle die Solidarität. Gerade hier hätte ich sie erwartet. Aber dort, wo ich gerade anrief, ist mensch auch gerade dabei, mit weiteren Traditionen zu brechen. Vielleicht sollte auch ich das tun. Immerhin bin ich über 25 Jahre Mitglied in der Organisation, deren Chef mir gerade absagte. Zugleich ist das ein wichtiger Hinweis, daß dringender denn je die Menschen, denen Meinungsfreiheit von Bedeutung ist, durch eigene - auch finanzielle - Beteiligung das Prinzip STACHEL stützen sollten. Ein bißchen Selbstkritik darf auch sein: Natürlich braucht der STACHEL keine "neuen Leute". Das klingt für mich wie der Schnack von meinem alten Gesellen: "Hey Chef, schuf 'n nejen Lehrling noch, de ol' is of." Doch jede Form von Unterstützung ist nötig und gern gesehen, wenn der STACHEL nicht nur ins 20. Jahr gehen soll, sondern mehr als 20 Jahre alt werden. Das diese Form der Öffentlichkeitsarbeit durchaus Sinn macht, zeigt nicht zuletzt die Entlassung der auf mieseste Weise mißhandelten rumanischen Frau aus der Abschiebehaft, in die sie nach dem erlittenen Leid gar nicht erst hätte verhaftet werden dürfen. An dieser Entlassung dürfte auch das beharrliche Nachfragen der Redaktion sein Teil haben. Gerold Korbus
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