Ausgabe 2/01 | Seite 14 | |||||
Nichtverbreitung unterbliebener Nachrichten - OKOLDas groß angekündigte Projekt "Nachrichten" des mehr und weniger Offenen Kanals Oldenburg (OKOL) war bereits Thema im STACHEL. (1) In dem Beitrag wurden die Ansprüche des OKOL an seine Nachrichten skizziert. "Für das Sendeformat "Lokalnachrichten" wird ein eigenes, lokalspezifisches und bürgerInnennahes Profil entwickelt. Hier sollen nicht die üblichen Standardformen reproduziert werden."(2) Vielleicht ist das so, doch von außen erkennbar ist das allenfalls für wenige "Eingeweihte".
Landfunk OKOLJedenfalls vermag ich diesen Anspruch nicht als eingelöst zu betrachten, wenn ich des Nachmittags die gleichen Presseerklärungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums - sicher mit einer kleinen eigenen OKOL-Note - verlesen bekommen, die ich des Mittags bereits beim NDR hören konnte. Vielleicht sind die vielen Meldungen noch lokalspezifisch zu nennen, die von den Pressestellen regionaler Großorganisationen wie z.B. der Uni oder auch aus Konzernzentralen gefüttert wurden. Doch statt Bürgernähe hatte ich in den vergangenen Wochen gelegentlich eher einen Eindruck von Schleichwerbung. Eine entsprechende Anfrage blieb leider vom OKOL unbeantwortet, wie auch andere.
Wo bitte bleibt die verantwortliche Eigenrecherche?"Unmittelbar Beteiligte werden in Telefoninterviews zu Wort kommen," so kündigte der OKOL das neue Sendeformat im Sommer an. Leider habe ich das wohl überhört. Regelmäßig kam der von der Arbeitslosigkeit besonders "betroffene" Leiter des Arbeitsamtes zu Wort. Doch der Telefonhörer ist schwer, so blieb wohl nicht ausreichend Kraft, um weitere von dieser gesellschaftlichen Situation Betroffene zu befragen. Andere Redaktionen des OKOL hatten mehr Initiative und luden z.B. die Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg (ALSO) zu mal mehr und mal weniger hörbaren Sendungen ein. Leider blieb ein dezenter Hinweis auf die Beratung der ALSO im Rennplatzviertel im Oktober bei den Nachrichten des OKOL die Ausnahme.
Der OKOL verpaßt Chancen"In der Öffentlichkeit vernachlässigte Themen werden besonders berücksichtigt" (2), hieß es im Sommer weiter. Im Januar schrieb eine Frau an den OKOL, daß ihr Kind mehrfach vom Bus der VWG auf dem Weg zur Schule nicht mitgenommen wurde. (Das Schreiben liegt der Redaktion vor.) Sie bat den OKOL, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Leider ohne Reaktion. Der Einsatz in dieser Angelegenheit blieb anderen überlassen. Mittlerweile liegt der STACHEL-Redaktion ein Schreiben der VWG vor, in dem die VWG erklärt, daß der Fahrer in dieser Angelegenheit ermahnt worden sei und weitere Maßnahmen ergriffen wurden. War das kein vernachläßigtes Thema? Im Dezember schrieb der Arbeitskreis Asyl aus Oldenburg einen Aufruf, in dem die Menschen in Oldenburg gebeten wurden, sich mit Briefen und Faxen für die Menschen in den türkischen Gefängnissen einzusetzen. Mittlerweile ist es dort zu Gewalt und Toten durch die Militäreinsätze gekommen. Die Überlebenden werden nach Berichten z.B. des NDR 4 nicht allein psychisch gefoltert. Leider empfand die Redaktion die Türkei als "zu weit entfernt", als daß sie diesen Bericht hätte senden mögen. Dabei gab es zwei Tage vorher einen Original-Ton vom Schauspieler Rolf Becker, Vertreter der IG-Medien aus Hamburg, der über seine Beobachtungen im ausgebombten Jugoslawien berichtete. Eine Berichterstattung über die Holocaust-Überlebende und Trägerin des Alternativen Nobelpreises Felicitas Langer hielt die Redaktion für zu alt - der Vortrag von Frau Langer war zur gleichen Zeit wie die Verstaltung mit Rolf Becker. Der Sendetermin mit der Möglichkeit eines exklusiven Telefon-Interviews wäre am zweiten Tag danach gewesen. Es wurde jedoch ausgehandelt, sobald der Sendetermin für die Fernsehausstrahlung bekannt wäre, sollte im Zusammenhang ein Beitrag gebracht werden. Hat jemand von den Menschen, die vielleicht doch diese Nachrichten hören, einen entsprechenden Beitrag - sei es nur ein Termin-Hinweis - gehört? Doch Frau Langer vertritt die Auffassung, daß die israelische Politik in Palästina tatsächlich eine gegen Israel gerichtete Politik sei. Wenn Kinder erschossen werden und andere Kinder deshalb ewigen Haß spüren, kann dies nicht gut für Israel sein, so Frau Langer. Gibt es Menschen mit Einfluß, die solches nicht gerne in der Öffentlichkeit hören?
Berichte aus dem Alltag"Auch Meldungen aus dem ganz normalen Alltag mit seinen Freuden und Ärgernissen können Gegenstand sein." (2) Liebe Nachrichten-Redaktion, mal ganz ehrlich, wann war das der Fall? Tatsächlich ist der Anspruch des OKOL doch ein anderer, wenn in den Richtlinien von "Grundversorgung" die Rede ist und die Ausbildung - wenn überhaupt - von der dpa durchgeführt wird. Nichts gegen die dpa - doch ich spüre hier einen Widerspruch. "Ob als NachrichtenzulieferIn, Redaktionsmitglied oder SprecherIn, die Möglichkeiten der Beteiligung sind vielfältig." (2) Woran mag es nur liegen, daß von den vielen angeschriebenen und eingeladenen Menschen sich so wenig bereit finden, diese "Möglichkeit eigener Gestaltung" zu nutzen? Könnte es vielleicht sein, daß diese Beteiligungsmöglichkeiten seitens des OKOL so erwünscht gar nicht sind, wie es nach außen dargestellt wird? Warum war bei einem Sendefenster von fünf Minuten und einer ausgefüllten Sendezeit keine Möglichkeit, die Grußbotschaft der ehrwürdigen Männer aus Hiroshima - Überlebende des Atombombenabwurfs - beinhaltend ein Dankeschön für die Gastfreundschaft im November - mit ins Programm aufzunehmen? Sie sprachen vor 500 SchülerInnen - vergleiche NWZ - und wurden vom Uni-Präsidenten und dem stellvertretenden Bürgermeister begrüßt, mit Eintragung ins Gästebuch. Einen exklusiven Beitrag mit dem Dank wehrte die Redaktion als "zu langweilig" ab. Ob der Bericht über die Besucherstatistik des Theaters, der in dieser Nachrichtensendung zu hören war, tatsächlich so viel spannender war, mag jedeR für sich selbst entscheiden. Ich weiß Menschen, die gerne von der Grußbotschaft gehört hätten. Hier geht es nicht darum, das eine gegen das andere zu stellen. Wie beschrieben, hätte Zeit für beides zur Verfügung gestanden. Doch ich fand es bitter, zu erleben, mit welcher Leichfertigkeit Engagement zunichte gemacht wird. Und das im Zusammenhang mit Menschen, denen so Entsetzliches und nicht wieder gut zu Machendes angetan wurde.
Prinzip HoffnungDie Hoffnung soll mensch ja nicht aufgeben. Es gibt ja erkennbare Veränderungen - wenn sie wohl nur im oberflächlichen Bereich liegen: Immerhin war vor der Drucklegung zu hören, daß die SprecherInnen mit Namen genannt wurden. Das wurde im September vorgeschlagen. Wenn alle Veränderungen, deren Quelle nicht Vorstand bzw. Leitungsteam OKOL sind, eine solche Zeit bis zur Realisierung benötigen, macht die Arbeit tatsächlich nur Spaß, wenn andere Zuwendungen erfolgen. Für eine Bescheinigung nimmt mensch heutzutage schon etwas auf sich, gell? Hoffentlich reicht das Schmerzensgeld. Gerold Korbus 4pt(1) http://www.stachel.de/00.12/ 12OKOL.html (2) http://www.okol.de - Klick "Infos" - Klick "Info-Brief" (Aufbau einer neuen Nachrichtenstruktur im OKOL-Hörfunk)
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