Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/01      Seite 1
 
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Castorhalle in Esenshamm

Am nur 30 Kilometer von Oldenburg entfernten Atomkraftwerk Esenshamm soll eine Lagerhalle für in Castorbehältern verpackten Hochradioaktiven Atommüll gebaut werden. Die Idee, an jedem AKW-Standort ein eigens Zwischenlager zu errichten, geht auf die Führungsspitze der Grünen zurück, diese hofft damit den Weiterbetrieb der Atommeiler ohne Widerstansträchtige Castor-Transporte nach Gorleben und Ahaus sichern zu können. Daß die AKW-eigenen Castor-Hallen keine Lösung für das Entsorgungsproblem des noch 100.000 Jahre lang strahlenden Atommülls sind, stört die Grüne Führungsspitze dabei wenig. Für sie ist entscheidend, daß der Müll für die nächsten 40 Jahre gelagert und damit aus den Augen, also aus dem Sinn, ist. Was danach mit dem Müll passiert weiß noch niemand. Weltweit gibt es kein einziges Endlager für hochradioaktiven Atommüll. Aber es ist zumindest kein Problem der heutigen Führungsspitze der Grünen oder der heutigen Chefs der Atomkonzerne mehr. Aber es ist ein Problem der Menschen, die rund um die AKWs wohnen und mit einer Verzehnfachung des radioaktiven Inventars am Standort leben müssen. Und deshalb regt sich Widerstand, der in Esenshamm alles andere als zaghaft ausfällt.

Anfang Februar diesen Jahres sollte die Baugenehmigung der Halle im Rat der Gemeinde Stadland, zu der Esenshamm und damit das AKW gehören, genehmigt werden. Aber dazu ist es, und das kommt einer kleinen Revolution gleich, nicht gekommen! Schon vor der Gemeinderatssitzung zeigte sich, daß sich etwas geändert hatte im Friesenland. Seit weit über zehn Jahren hatte es keine größeren Demonstrationen mehr gegen das AKW gegeben. Das letzte Mal mitte der achtziger Jahre, als der GAU in Tschernobyl die Republik aufschreckte und in Esenshamm ein illegales Atommüllager mit mehreren hundert Fässern falsch deklarierten schwach- und mittelradiaktiven Mülls teils unbekannter Herkunft entdeckt wurden. Doch nachdem das Lager, da es ja nunmal schon da war, legalisiert worden war. Schlief der Widerstand gegen das AKW, wie auch sonst die Anti-Atom-Bewegung in der Republik Ende der achtziger Jahre weitgehend ein. Daß die Anti-Atom-Bewegung wieder erwacht und in Gorleben und Ahaus etwas los ist, lasen die Menschen rund um Esenshamm in den letzten Jahren zwar in der Zeitung, aber mit ihnen schien das nicht viel zu tun zu haben.

Das änderte sich mit der Ankündigung der E.ON in Esenshamm ein Castor-Lager bauen zu wollen. Da wurde, erst einmal nichts besonderes, eine Bürgerinitiative gegen das Zwischenlager, die Aktion-Z, gegründet. Doch inzwischen ist die Aktion-Z etwas besonders. So einer breit verankerten BürgerInneninitiative (BI) haben sich die AKW-Betreiber außerhalb von Gorleben und Ahaus schon lange nicht mehr gegenüber gesehen. Am Widerstand beteiligen sich unter anderem das Landvolk, ein Nordenhamer Segelverein, ein anthroprosophischer Gesprächskreis, die örtlichen Grünen, bei denen mensch inzwischen ja sagen muß "sogar die örtlichen Grünen", und viele Einzelpersonen aus allen Schichten der Bevölkerung, der Pastor, Hausfrauen, ein Polizist, der Tierarzt, Lehrerinnen Arbeislose. Und diese Menschen stellten aus Anlaß der Gemeinderatssitzung zum Bauantrag für das Zwischenlager eine beeindruckende Demonstration auf die Beine, die durch einen Konvoi von 60 Traktoren gekrönt wurde.

Der eigentliche Erfolg der Aktion-Z ist aber die Ablehnung des Bauantrages durch den Gemeinderat. Denn die E.ON hat es natürlich nicht an massiver Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für ihr Zwischenlager fehlen lassen, die darin gipfelte, daß ein Konzernsprecher ganz unverhohlen mit Schadensersatzklagen für mögliche Betriebsausfälle des AKWs drohte. Nun wird entweder die Bezirksregierung Oldenburg den Beschluß des Gemeinderates per Weisung außer Kraft setzen oder die E.ON sich ihre Baugenehmigung vor Gericht erklagen müssen.

Und die Aktion-Z fängt gerade erst an. Am Mittwoch dem 7. März ist die nächst Informationsveranstaltung geplant. Wolfgang Neumann, Physiker von der Gruppe Ökologie Hannover, spricht um 20.00 Uhr in der Markthalle in Rhodenkirchen über die Schwachpunkte des Konzepts Atommüll in in offenen Hallen stehenden Castor-Behältern zu lagern. Außerdem läuft derzeit die Auslegungsfrist für das atomrechtliche Genehmigungsverfahren, in dem die BI Einwendungen gegen die Castorhalle sammelt. Enwendungslisten gegen das Zwischenlager können bei der Aktion-Z bestellt werden. Die Einwendungsfrist läuft bis zum 5. April 2001.

BeSch

6pt Kontakt zur Aktion-Z: Landvolkvorsitzender Hinrich Brader, Beckum: 0 47 32/3 48; Im Internet: www.aktion-z.de

 

 
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