Ausgabe 11/00 | Seite 14 | |||||
McDonalds Gene
Es gibt mehr als einen Grund zum BoykottAm 3.11.2000 demonstrierten sechs AktivistInnen der Greenpeace Gruppe Oldenburg gegen den Einsatz von Gentechnik für die Produkte der Fast-Food-Kette. Donnerstag, 26.10.00 in Genf: Der Dachverband der Lebensmittelgewerkschaften unterstützt eine weltweite Protestkampagne gegen die Imbisskette McDonald's. Am 6.11.1985 stellte Günter Wallraff sein Buch "Ganz unten" auf Einladung der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten - NGG - vor.
Hygiene bei McDonald's?Vor 15 Jahren hatte ich meinen Einstand beim STACHEL. Eine der ersten Aktivitäten waren die Recherchen zu McDonald's. Appetitliches gab es zu berichten über die Mac's: "In dem Apparat hat Menschlichkeit nur dann noch Raum, wenn etwas schief läuft, wenn - wie Wallraff beschreibt - z.B. die Toilette verstopft ist und einE MitarbeiterIn Küchengerät zum Reinigen benutzt und es anschließend wieder in die perfekte McDonald's-Ordnung eingliedert, oder, wenn einE MitarbeiterIn bei Schnupfen ihrer Nase freien Lauf lassen muß, weil ihre McDonald's-Hosen keinen Platz für ein Taschentuch vorsehen. Oder wenn, wie in einer früheren STACHEL-Ausgabe berichtet wurde, einE McDonald's-MitarbeiterIn in einen Hamburger rotzt, um ihrer Aggression gegen den Laden Luft zu geben." (STACHEL 12/1985, S.10) Weiter: "(...) Dazu kommt die McDonald's-Weltanschauung. Sie beginnt mit Phantasietiteln für die Beschäftigten, die trotz gleichbleibend mieser Arbeit, trotz erschreckend niedriger Löhne, ungeahnte Aufstiegsmöglichkeiten bieten. (...) In Mitarbeitermitteilungen wird die heile McDonald's-Welt propagiert. Wallraff verglich diese Ideologie mit den Zeugen Jehovas, Amway und Baghwan." Würde heute auch Scientology genannt werden? "(...) Man kommt dann schon mal auf eine monatliche Arbeitszeit von 278 Stunden. Betriebsräte können diesen "friedlichen Ablauf" nur stören (...). Mit schlichter Nötigung wurde eine Kollegin der Gewerkschaftsliste von ihrer bereits erfolgten Kandidatur ä(für den Betriebsrat in Gründung, d. Verf.)ü wieder abgebracht." Das Arbeitsgericht in Oldenburg "hielt die Interessen von McDonald's hoch". Unter anderem "führte der Richter in einem Termin aus, das Gericht könne dem Wahlvorstand keine Anweisungen erteilen. Josef Meinlschmidt ä(Rechtssekretär des DGB, d. Verf.)ü hierzu: "Wozu ist denn ein Gericht sonst da? Dies ist eine unerhörte Bankrotterklärung der deutschen Justiz!"
Nachdenkliches ...Gernot Koch stellte damals die Frage, was gewesen wäre, wenn Ali nicht Günter Wallraff gewesen wäre, sondern schlicht Ali? Hätte sich jemand für die Geschichte von Ali interessiert? Wäre Ali nicht einfach nach Anatolien zurückgewünscht worden? Oder hätte man/wir Ali freundlich, aber bestimmt erklärt: "Was Du erzählst, ist ja wirklich schrecklich, aber dieses Schicksal teilst Du mit Tausenden Deiner Kollegen. Wir können uns wirklich nicht mit jedem Einzelfall befassen!" Dann hätten wir sicher noch passende und markige Worte über die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisierung gefunden. Und ehrlich empört wären wir sicher auch gewesen, wenn Ali wegen seiner Versuche an die Öffentlichkeit zu gehen ausgewiesen worden wäre - wenn wir's denn erfahren hätten. Soweit Gernot Koch vor 15 Jahren. Verflixt, wie aktuell das klingt, was?
Kinderarbeit für McDonald'sZurück ins Jahr 2000: Der Dachverband der Lebensmittelgewerkschaften unterstützt eine weltweite Protestkampagne gegen die Imbisskette McDonald's. Auslöser waren Berichte aus Hongkong, wonach die Arbeiter, die in China Spielzeug für McDonald's montieren, unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiteten, teilte die Internationale Union der Lebensmittel-, Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und Genußmittelarbeiter-Gewerkschaften (IUL) mit. Gewerkschaften in aller Welt hätten Demonstrationen und Protestaktionen organisiert. Eine Hongkonger Gruppe, die für Arbeitnehmerrechte kämpft, hatte die Mißstände bei dem Unternehmen City Toys in Shenzhen publik gemacht. Danach arbeiten dort rund 2.000 Frauen und Kinder für weniger als drei Dollar am Tag oft bis zum Morgengrauen. Die Hamburger-Kette hatte die Zusammenarbeit mit der Fabrik daraufhin eingestellt. Die IUL beschuldigt McDonald's, die Arbeiter im Stich zu lassen.
Genfutter für Mac's |
||||||
Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum |