Oldenburger STACHEL Ausgabe 4/00      Seite 12
 
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Radio-Frequenzen für Oldenburg

Anmerkungen zur Klangquelle

,Ach, was waren das für Zeiten"

Diese Zeile eines bekannten Ton-Steine-Scherben-Songs klingt mir im Ohr, wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der man noch alters- und peergroup-übergreifend in friedfertiger Atmosphäre zu meistens leckeren Techno-Klängen inmitten liebevoll gestalteter Neon-Deko bei der Klangquelle im Alhambra abhotten konnte. So trafen die, die schon immer dahin gingen auf die, die beispielsweise durch Mundpropaganda darauf aufmerksam gemacht wurden. Doch es wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein, wenn sich so ein Zustand über einen längeren Zeitraum stabil halten sollte. So sind denn bei den letzten, monatlich stattfindenden Klangquellen-Veranstaltungen Mechanismen zutagegetreten, die nicht nur mir, sondern neben mir einer ganzen Schar von Menschen, die mitunter schon seit den Anfangstagen der Klangquelle (früher hieß es noch "Ambient Café") zu den regelmäßigen Besuchern zählen, die Wut in die Birne treiben.

Man wird offensichtlich nicht mehr hereingelassen, sofern man nicht von den Kassenkräften als "familienangehöriger" Klangquellen-Jünger identifiziert wird und/oder nicht bereit ist, sich den selbst für Techno-Parties überzogenen und demütigenden erschwerten Zugangsbedingungen zu unterziehen. Tendenziell sind solche Handhabungen legitim, doch kommt es auch hier, wie bei vielen anderen Dingen, auf das Ausmaß an. Ich kann z. B. nicht von Körperbehinderten erwarten, daß sie sich durch einen mehrere Meter langen Kriechtunnel robben müssen, um zur Tanzfläche zu gelangen (so geschehen). Ebenso bin ich, und sind die anderen Enttäuschten der Ansicht, daß sich weder ein erziehungsbedürftiges Kind, noch ein sogenannter erwachsener Mensch von den Kassierenden am Eingang wegschicken lassen muß, nur weil er nicht bereit ist, einen peinlichen, schwachsinnigen Personalbogen auszufüllen und sich mit dem Teil von Pontius zu Pilatus schubsen zu lassen, bis schließlich darüber entschieden wird, ob Einlaß gewährt wird, oder nicht. Durch diese scheiß-elitäre Vetternwirtschaft vergraulen sich die Macher nicht nur ihr alteingesessenes Stammpublikum, sondern auch neues Publikum, daß sich wirklich für die Musik interessiert oder einfach nur tanzen will.

Doch vielleicht gehört ja gerade das zum Sinn und Zweck dieser Entwicklung, was bedeuten würde, es entsteht eine elitäre Club-Dynamik mit sehr rigider Abschottung nach außen. Falls es so sein sollte, sage ich: Prost, Mahlzeit!, und: Ohne mich!

Stefan Fragel


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