Ausgabe 11/98 | Seite 2 | |||||
Weihnachten: "Solidarisch schenken" statt Konsumrausch !"
Bei dem Gedanken an Weihnachten wird bestimmt einigen jetzt schon schlecht: Viele sehen darin nur noch eine scheinbare Pflicht oder wollen nicht mit leeren Händen dastehen beim alljährlichen fröhlichen Warenaustausch. Dabei hat mensch es ja auch nicht so dicke. Also: Lieber weniger, aber besser !
Seit einiger Zeit gibts im "Dritte-Welt" Infozentrum & Laden in der Auguststr. 50 (Oldb.) Silberschmuck aus Nepal. Die Schmuckstücke sind Unikate und werden aus reinem Silber hergestellt. In Nepal gibt es keine Möglichkeit, Silberlegierungen herzustellen. Deshalb ist der Schmuck besonders geeignet für Leute mit Nickelallergien. Allerdings ist das Silber auch weicher als das (legierte) Sterling-Silber. Hergestellt wird der Schmuck ausschließlich von der Kaste der Silberschmiede - ein System der Berufsausbildung vergleichbar mit dem in Deutschland gibt es nicht.
Mit dem Verkauf des Schmucks wird in Nepal die Schul- und Berufsausbildung in technischen und medizinischen Berufen von hinterbliebenen Kindern und Jugendlichen finanziert, deren Eltern aus politischen Gründen verfolgt oder ermordet wurden.
In Nepal konnte erst 1990 die Macht des absolutistisch regierenden Königshauses durch eine breite Demokratiebewegung eingeschränkt und Verfassungsrechte durchgesetzt werden. Erst seitdem sind politische Parteien zugelassen: Die größten sind die Kongreß- und die kommunistische Partei, die beide bereits mit wechselnden kleineren Koalitionspartnern die Regierung stellten. Gleichzeitig haben sich viele Selbstorganisationen der Frauen, Arbeiter, Studenten und Bauern gebildet. Doch dieser Emanzipationsprozeß wird auch durch die Machtinteressen seiner großen Nachbarn China und Indien und der westlichen Länder behindert.
Eine dieser Organisationen ist die Madan-Ashrit-Memorial-Foundation (MAMF). Mit Madan Kumar Bhandari und Jeev Raj Ashrit starben am 16. Mai 93 zwei geachtete führende Politiker der kommunistischen und demokratischen Bewegung Nepals unter mysteriösen Umständen bei einem Verkehrsunfall. Um ihr Lebenswerk und das vieler Opfer aus der Zeit der Unterdrückung zu würdigen, wurde die MAMF in Nepal ins Leben gerufen. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, mit Büchereien, Ausbildungsstätten und Gästehäusern dazu beizutragen, das breite Schichten der Bevölkerung bessere Bedingungen zur kulturellen und politischen Bildung finden. Dazu gehört auch ein Zentrum in Urlalari, in dem zur Zeit über 40 Kinder und 150 Jugendliche ausgebildet werden. Der Bedarf ist allerdings viel größer: Die Analphabetenquote in Nepal liegt bei 73 % !
Vor allem aber möchte die Stiftung den Gedanken der internationalen Solidarität und ein internationalistisches Bewußtsein fördern. Weil das auch das Hauptanliegen von Solidarität International e.V. (SI) in Deutschland ist, wurde mit der MAMF ein Partnerschaftsabkommen zur gegenseitigen und gleichberechtigten Zusammenarbeit abgeschlossen. Wie SI unterstützt die MAMF Projekte zur Selbsthilfe und -befreiung. Gleichzeitig will die MAMF auch den Aufbau einer internationalen Solidaritäts- und Hilfsorganisation in Nepal anregen.
Eine Methode zur Finanzierung der Stiftungs-Arbeit soll der Export von Silberschmuck werden. Die Schmuckstücke werden von der MAMF bei selbständigen Silberschmieden in Auftrag gegeben. Dafür werden Löhne bezahlt, die für nepalische Verhältnisse gut sind. Der Vertrieb in Deutschland wird von SI übernommen.
SI führt 75 % des Gewinns an die MAMF ab. Die verbleibenden 25 % werden hier verwendet, um z. B. "Dritte-Welt"-Läden eine gewisse Gewinnspanne für ihre Arbeit zu ermöglichen und um weitere Schmuckkäufe zu finanzieren.
Außerdem streben die MAMF und SI an, einen Austausch zwischen den Menschen beider Länder zu organisieren und zu festigen. Dazu wurde auch mit der Bildung von Reisegruppen begonnen - auf der Basis von "people-to-people-relations". Im Sommer 97 waren Leute von der MAMF in Deutschland, um ihre Arbeit vorzustellen. Gerade erst ist eine Reisegruppe, die von SI angeregt wurde aus Nepal zurückgekommen.
Mehr Informationen könnte Ihr bekommen über: - "Dritte-Welt" Infozentrum & Laden in der Auguststr. 50 (Oldb.) oder - SI Oldenburg, c/o Clemens Sauerland, Lindenstr. 81, 26123 Oldenburg oder - SI-Büro, Am Zehnthof 219, 45307 Essen.
|
||||||
Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum |